The Last Tycoon – Der letzte Tycoon

Gerhard Midding über F. Scott Fitzgerald's Abgesang auf Hollywood

Ist es nicht bemerkenswert, dass nach der Blüte des New Hollywood so viele Veteranen des alten – Elia Kazan, Billy Wilder, Blake Edwards – Filme über Produzenten drehten? Dass sie nicht Regisseure zu ihren Protagonisten machten, spiegelte gewiss bittere Erfahrungen und bewies Voraussicht. Nicht weniger bemerkenswert ist es, dass F. Scott Fitzgerald keinen Drehbuchautor, sondern einen Studiochef ins Zentrum seines letzten Romans rückte. Er war einfach zu fasziniert von dem großen Problemlöser Irving J. Thalberg, der im Buch Monroe Stahr heißt und für den Autoren ein notwendiges Ärgernis sind. Wie Fitzgeralds vorangegangene Romane handelt The Last Tycoon von Verzauberung und Abglanz; das eine ist bei ihm nicht ohne das andere zu haben. Das begriffen weder Produzent Sam Spiegel noch der hochkarätige Stab, den er anheuerte. Harold Pinters behände, anfangs geschmeidige Drehbuchadaption überführt diese Spannung in eine Dialektik von Illusion und Realität. Dadurch beschert er der Verfilmung des unvollendeten Romans zwar ein smartes Ende. Aber es ist eine ernüchternd monotone Interpretation. Kazans Blick ist eher entrückt als nostalgisch; ihn faszinieren weder der Studiobetrieb noch das Charisma, das dessen Gebieter besitzen müsste. Keiner seiner Filme ist so unausgewogen besetzt, in keinem finden die Generationen so wenig Berührungspunkte. Wie sagte David Lean am Ende der sehr langen Schweigepause nach der ersten Privatvorführung? »Curtis und Mitchum sind gut. Aber dieser De Niro wird nie ein Star.«


Gerhard Midding


USA 1976, Elia Kazan, mit Robert De Niro, Tony Curtis, Robert Mitchum, Jeanne Moreau, Jack Ni

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