Kritik zu Tropic Thunder

Trailer englisch © Paramount Pictures

What a lovely war: Drei verwöhnte Hollywood-Stars drehen im Dogma-Stil einen Vietnamfilm. Und kriegen es mit richtigen Gangstern zu tun. Köstlich: Robert Downey Jr. als schwarzer GI

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Das Beste gleich zu Beginn. Ben Stiller, Regisseur, Co-Autor, Co-Produzent und Hauptdarsteller dieser Satire auf Hollywood im Allgemeinen und Vietnamfilme im Besonderen, führt die drei Hauptfiguren seines neuen Films mit drei Pseudo-Trailern ein. Stiller selbst spielt den Actionstar Tugg Speedman, der in der Rolle des geistig behinderten »Simple Jack« (eine Anspielung auf Sean Penns I am Sam und natürlich Forrest Gump) zu Oscarehren kommen wollte - vergeblich. Jack Black ist der drogensüchtige Komiker Fats Portnoy, der seinen Erfolg auf lautstarke und stürmische Flatulenzen aufgebaut hat. Am brillantesten aber ist Robert Downey Jr. als fünffacher Oscargewinner Kirk Lazarus, der das Method Acting ein bisschen zu ernst nimmt: Für seine neue Rolle ließ er sich sogar die Haut schwarz pigmentieren.

Nach nur wenigen Minuten ist die Marke gesetzt - Tropic Thunder macht sich über alles lustig, was Hollywood auszumachen scheint: selbstverliebte Schauspieler, machtbewusste Produzenten, schwierige Autoren und schwärmerische Regisseure. Das sind leichte Ziele, und so nimmt man als Zuschauer verwundert zur Kenntnis, mit welcher Wucht der Regisseur sein Pulver verschießt. Gags, Explosionen, Schießereien, Stunts, rasche Schnitte und laute Musik - Ben Stiller lässt keine Minute locker. Doch unter dem Getöse geht ein wenig das Erkenntnisinteresse verloren. Nur mit den Augen zu zwinkern und sich selbst auf die Schippe zu nehmen - das ist dann doch zu wenig.

Ausgangspunkt für Tropic Thunder ist ein Film-im-Film, die Dreharbeiten zu einem Vietnamepos a la Apocalypse Now. Der britische Regiedebütant Damien (Steve Coogan) setzt seine drei Stars zusammen mit dem Newcomer Kevin (Jay Baruchel) und dem Rapper Alpa Chino (Brandon T. Jackson) mit dem Hubschrauber mitten im Dschungel ab, versteckte Kameras sollen den Überlebenskampf des Quintetts dokumentieren. Und so irren die fünf Darsteller durch den Dschungel, wie die Drei Amigos immer im Glauben, vor laufenden Kameras zu agieren. Doch die Kugeln, die finstere Drogendealer auf sie abfeuern, weil sie sich in ihren Geschäften gestört fühlen, sind echt. Die Grenzen zwischen make believe und Realität verwischen.

Dass die Schurken des Films von einem zwölfjährigen Kindersoldaten (Brandon Soo Hoo) angeführt werden, gehört zu den Geschmacklosigkeiten des Films. Stiller ist nichts heilig, political correctness schon gar nicht. Das ist manchmal sehr irritierend und platt, dann wieder umwerfend komisch und zielsicher: Die ironischen Spitzen gegen Klischees und Genrekonventionen treffen ins Schwarze. Mit dem Making-Of "Rains of Madness", eine Breitseite gegen Hearts of Darkness, zieht Stiller einen zusätzlichen doppelten Boden, der sich über dokumentarische Nähe und Faktentreue mokiert. Tom Cruise spielt übrigens auch mit. Ein tanzender Teufel, entstellt durch Glatze, Bauch und Brille. Doch seine Augen verraten ihn.

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