Dreiecksgeschichte

Dominik Grafs Der rote Kakadu

Es ist der Sommer 1961, einige Wochen, bevor die Mauer gebaut wird: Der junge Siggi kommt vom Land nach Dresden und trifft Luise und Wolle, in die er sich beide ein bisschen verliebt. In dem Film, den Dominik Graf augenzwinkernd sein Prequel zu Wolfgang Beckers Good Bye, Lenin! nennt, ist nichts zu spüren vom beklemmenden Grau der DDR, stattdessen weht der flirrend romantische Wind der Nouvelle Vague durch Dresden.

Statt den Osten von 1961 mit westdeutscher Arroganz zu rekonstruieren, hat der Regisseur aus dem Westen ihn mit seinen jugendlichen Utopien überstrahlt und mit einem magischen Schimmer versehen, was ihm die Wächter der historischen Akkuratesse zu Unrecht vorgeworfen haben. Nun bietet die DVD die Chance, dieses Urteil zu revidieren. Die Bonusmaterialien sind eher knapp ausgefallen, mit einem flüchtigen Making-of. Aber es gibt auch die mit einem Nachruf des Regisseurs versehenen und sehr schönen nicht verwendeten Szenen: Diese Momente, in denen Graf erzählt, warum ihm manche Szenen so nahe waren, sind die intimsten und kostbarsten dieser DVD. Für eine mögliche Special Edition würde man sich aber etwa ein Gespräch mit Michael Klier wünschen, der in dem Drehbuch seine eigenen Erlebnisse verarbeitet hat und unter dessen Händen gewiss ein ganz anderer Film entstanden wäre. Vorerst müssen wir uns mit einem ebenso beschwingten, hoffnungsvollen wie traurigen Film begnügen.

 Anke Sterneborg

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