07/2012

In diesem Heft

Filmkritik

In der chinesischen Provinz Hunan gibt es die alte Tradition der arrangierten Frauenfreundschaft. Wayne Wang zeigt in seiner Literaturverfilmung zwei solcher Freundschaften in verschiedenen Epochen. Die Parallelisierung führt jedoch dazu, dass sich weder die Beziehungen noch ihr jeweiliger Kontext adäquat auf der Leinwand entfalten können
Shootingstar Noomi Rapace spielt in diesem stillen Psychothriller eine Mutter, die ihren Sohn um jeden Preis vor seinem Vater beschützen will. Dabei ist längst nicht alles, wie es scheint
Ein Film, bei dem Synchronautoren ausnahmsweise mal leichtes Spiel haben: Der Comicautor Pascal Rabaté erzählt ganz ohne Dialoge von den Missgeschicken einiger Urlauber am Ende der Saison. Aus dem Schatten von Jacques Tati vermag er dabei nicht zu treten, und will es wohl auch nicht
Im besten Sinne ein Heimatfilm, in dem es um Fairness, Zusammenhalt und Mädchenpower geht. Ganz nebenbei lernen wir Duisburg von seiner sympathischen Seite kennen, mit Menschen, die bei schwierigen Problemen füreinander einstehen
In der Fortsetzung ihrer erfolgreichen Culture-Clash-Komödie »2 Tage in Paris« lässt Julie Delpy die wilde Pariser Sippe von Marion auf den Big Apple und ihren neuen, von Chris Rock gespielten Freund los. Trotz einiger billige Kalauer gereichen die mit Schwung servierten Missverständnisse dem Zuschauer zum entspannten Vergnügen
Die wunderbare belgische Schauspielerin Christelle Cornil trägt einen Film, der vom langen Lauf einer jungen Frau zu sich selbst erzählt – und ein intimes Porträt der Insel Korsika zeichnet
Ein erstaunliches Regiedebüt: Bogdan George Apetris Film über eine Freigängerin, die mit ihrer Vergangenheit abrechnen will, schillert dank seiner stilsicheren Inszenierung und berückenden Hauptdarsteller souverän zwischen Krimi und Sozialdrama
Gibt es etwas, was sie schon immer über Woody Allen wissen wollten und in Wild Man Blues nicht erfahren haben? In Robert Weides Dokumentarfilm steht nun endlich der Filmemacher und nicht der Musiker im Vordergrund. Weit mehr als nur die Dokumentation eines kreativen Lebens – im besten Sinne ein Woody-Allen-Film
Drei behinderte Endzwanziger reisen von Belgien nach Spanien, um in einem Bordell den ersten Sex ihres Lebens zu haben. Gut gespielt und mit zurückhaltendem Humor inszenierte Tragikomödie, die insgesamt aber konventioneller ausfällt, als die unkonventionelle Story erwarten lässt
Ein geschwätziger Literaturagent muss erkennen, dass er mit einem Fluch belegt wurde. Er darf nur noch tausend Worte sprechen, dann muss er sterben. Vehikel für Eddie Murphy, das der ungewohnten Situation, in der sein Schnellfeuermundwerk ihm zum Verhängnis wird, anfangs einiges an Witz abgewinnt, am Ende aber einmal mehr in einer familienfreundlichen Bekehrung mündet
Literaturkritiker Marc schreibt nach dem Scheitern seiner Ehe einen Bestsellerroman über die Unmöglichkeit der Liebe und verliebt sich dann in die verheiratete Alice. Das Regiedebüt von Frédéric Beigbeder, der seinen eigenen Roman verfilmte, erweist sich als mechanische, aber geschickte Abfolge filmischer Versatzstücke
Sion Sonos ungestümer Film über die exzessiven Identitätskrisen von drei japanischen Frauen wirkt, als hätte der junge David Lynch in Japan eine Neuverfilmung von Luis Buñuels »Belle de Jour« gedreht
Nach zwölf Jahren Schweigen über den Tod ihres Vaters taucht in Mariekes von Melancholie umflorten Leben ein Mann auf, der die verdrängten Erinnerungen aufwühlt
Eine schräge Komödie, bei der einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Fast bösartig hat Regisseur Jens Lien immer wieder höchst tragische Ereignisse in »Sons of Norway« gestreut, die eine Genrebezeichnung unmöglich machen. Dennoch ist es ein zutiefst skandinavischer Film geworden, krude, komisch und durchweg von einer melancholischen Distanz getragen
Statt den direkten Weg zur Hochzeit zu nehmen folgt diese eher unorthodoxe romantische Komödie den Fallstricken des Beziehungsalltags und lebt vom unwiderstehlich lebensnahem Charme seiner Darsteller Emily Blunt und Jason Segel
Die Ermittlungen in einem brutalen Mord entpuppen sich als Erlösungsgeschichte eines schuldbeladenen Kleinstadtsheriffs. Ein beeindruckender Film noir zwischen dem Stil der Coen-Brüder und Terrence Malicks
Kino als politisches Statement: Mitreißend dokumentiert der deutsche Autor und Regisseur Marcus A. Vetter das schwierige Engagement für die Wiedereröffnung eines verlassenen Kinos in der palästinensischen Flüchtlingsstadt Jenin
Ein Mann, der kein Glück empfinden kann, setzt alles daran, eine junge Frau zu zerstören. Sein Regisseur Jaume Balagueró geht ganz ähnlich vor. Er zwingt dem Betrachter die Sicht des Täters auf und raubt ihm so auch noch die letzte Freude am psychologischen Horrorkino
Die düstere Ballade über eine Studentin, die sich in Ljubljana als Callgirl verdingt, um sich ein besseres Leben zu verdienen, lässt sich als Stimmungsbild über die ehemaligen Ostblockländer deuten. Eine konsequent erzählte Parabel, der ein bisschen mehr Psychologie gut getan hätte
1971 war Dr. Seuss' gleichnamiges Kinderbuch als eine prophetische Warnung vor dem Raubbau an der Natur seiner Zeit voraus. 40 Jahre später wirkt die Kinoadaption als Animationsfilm manchmal etwas flach, findet aber durchaus eindringliche Bilder für ihr Anliegen
Man darf es der schwedischen Autorin Marianne Fredriksson und der Regisseurin Lisa Ohlin sicher nicht vorwerfen, dass sie sich mit dieser »Versöhnungsgeschichte« einen leichteren Zugang zum Thema Holocaust verschafft haben. Das »Anderssein« wird hier in eine überzeugende Parabel gegossen, die allenfalls in ihrer filmischen Umsetzung nicht durchgängig gelungen ist
Eine Gruppe älterer Herrschaften übt sich in Luftpiraterie. Bernd Böhlichs Film vom Auf- und Ausbruch von Senioren hätte ein bisschen mehr Drive und ein paar bessere Witze vertragen können
Das vierte Abenteuer des tierisch-coolen Heldentrios Manny, Sid und Diego zelebriert gute, alte amerikansiche Ideale, ironisch kommentiert von den Aktionen des Chaosnagers Scrat. Die fast perfekte, aber nie seelenlose 3D-Animation weist durchaus anarchische Züge auf
Eine junge Frau kommt nach Vegas und entdeckt dort ihr Talent für das Wettgeschäft. Was nach einer typischen Hollywoodfantasie klingt, erweist sich als absolut beglückende wahre Geschichte, die Stephen Frears mit einem untrüglichen Gespür für die märchenhafte Seite der Wirklichkeit in Szene gesetzt hat
Wie viel Allegorie verträgt ein Film über den Finanzkapitalismus? David Cronenberg verfilmt Don DeLillos vor neun Jahren vielleicht noch hellsichtiges Buch mit Robert Pattinson als Metapher eines Vampirs
»Luks Glück« ist eine gelungene Culture-Clash-Komödie, die sich kritisch mit der nostalgischen Rückbesinnung auf türkische Wurzeln auseinandersetzt
Zurück auf Anfang: Marc Webb erzählt die Geschichte des Helden wider Willen in einem realistischeren Setting noch einmal neu. Ihm gelingt eine sehr zeitgemäße Version des Comic-Klassikers, die mit stringentem ästhetischen Konzept und differenzierter Figurengestaltung auf eigenen Beinen steht

Film