Kritik zu Scherbenpark

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Nach ihrem Dokumentarfilm Prinzessinnenbad nimmt sich Bettina Blümner mit der Verfilmung des Erfolgsromans Scherbenpark erneut der Nöte pubertierender Mädchen an

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Die 17-jährige Sascha lebt mit ihren zwei Halbgeschwistern und einer russischen Verwandten in einer Hochhaussiedlung. Seit der Ermordung ihrer Mutter durch den Stiefvater hat sie sich in eine Blase aus Wut und Zynismus zurückgezogen. Für die anderen Aussiedlerkids, die sich im sogenannten Scherbenpark mit Alkohol und Sex die Zeit vertreiben, hat das hochintelligente Mädchen nur Verachtung übrig. Eines Tages beschwert sich der Teenager bei einer Zeitung über einen schönfärberischen Artikel über ihren Schwiegervater, der Saschas Mutter erschossen hat. Sie begegnet Redakteur Volker, der ihr seine Hilfe anbietet. Als Sascha tatsächlich für einige Tage zu Volker zieht, lässt sie sich gleich mit dessen halbwüchsigem Sohn ein. So beginnt eine seltsame Dreiecksbeziehung, in der das Mädchen hin und her gerissen ist zwischen der Fürsorge für ihre Familie und dem gutbürgerlichen Vater-Sohn-Gespann, das die Rolle väterlicher Freunde übernehmen könnte. 
 
In ihrem Debütroman von 2008 schilderte Alina Bronsky ein Erwachsenwerden unter erschwerten Umständen: die »éducation sentimentale« eines Mädchens aus dem »Russenghetto«, das nirgends hineinpasst. Das Buch sprang den Leser durch die drastisch-selbst­ironische Perspektive der Icherzählerin geradezu an. Von diesem Temperament ist in Bettina Blümners Film leider wenig zu spüren. Die Regisseurin, die sich in ihrem Dokumentarfilm Prinzessinnenbad gekonnt in drei Berliner Teenager eingefühlt hatte, lässt viele jener wüsten und komischen Momente weg, die Saschas Gefühlswirren ihren Drive und ihren Geschmack verliehen. 
 
Jasna Fritzi Bauer hatte in Für Elise eine ähnliche Rolle gespielt. Und auch in dieser Romanverfilmung ist die 24-jährige Schauspielerin als Teenie im Krieg gegen den Rest der Welt eine gute Wahl. Doch es fehlt dem Film an Anschauungsmaterial über jene unterschiedlichen Milieus, die Intelligenzbestie Sascha im Roman in knappen Worten umriss.

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