Kritik zu Same Same But Different

© Delphi Filmverleih

2009
Original-Titel: 
Same Same But Different
Filmstart in Deutschland: 
21.01.2010
Sch: 
L: 
107 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Eigentlich kann man sich die Verfilmung der wahren Geschichte des deutschen Journalisten Benjamin Prüfer und seiner kambodschanischen Geliebten nur als Schnulze vorstellen. Detlev Buck aber zeigt auch hier seinen Sinn fürs Lakonische

Bewertung: 3
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Ausgehend von seiner schleswig-holsteinischen Heimat hat Detlev Buck seine Kreise immer weiter gezogen, nach mehreren Filmen in Berlin zieht er nun zum ersten Mal in die weite Welt, an einen ausgesprochen exotischen Schauplatz in Kambodscha. Die wahre Geschichte des deutschen Journalisten Benjamin Prüfer, der sich auf einer Studentenreise in Pnom Penh in eine junge Prostituierte verliebte, und nach seiner Rückkehr nach Deutschland mit der Tatsache konfrontiert war, dass sie mit dem HIV-Virus infiziert war, sieht er als eine Version von Romeo und Julia in den Zeiten der Globalisierung.

Auf den ersten Blick mutet es irritierend an, dass Buck so weit entfernt von der vertrauten filmischen Heimat dreht, doch auch den fremden, fernen Schauplätzen nähert er sich auf eine beiläufige und alltägliche Art. So ähnlich wie sich der von Buck entdeckte David Kross in »Knallhart« mit einer Mischung aus entwaffnender Neugier und wachsamem Interesse in die Neuköllner Drogenszene hineinfand, nähert er sich jetzt auch in »Same Same But Different« den exotischen Wundern der asiatischen Welt. In einer durchzechten Nacht mit seinem Freund und Reisegefährten und einem Zufallsbekannten lernt Ben die junge Prostituierte Sreykeo kennen, und verliebt sich mit unschuldiger Naivität in sie. Wie Gael Garcia Bernal in dem unterschätzten Mammoth bekommt auch Ben zu spüren, dass es schwer ist, zwischen erster und dritter Welt nicht in die allgegenwärtigen Fallen zu tappen. Als Ben, wieder zu Hause, via Skype erfährt, dass Sreykeo HIV-positiv ist, fühlt er sich in der Verantwortung, und organisiert über die pharmazeutische Firma, bei der er angestellt ist, bessere medizinische Versorgung. Doch spätestens, als seine Freundin ihm eine ihrer ebenfalls infizierten Kolleginnen ans Herz legt, wird klar, wie beschränkt Bens Möglichkeiten sind, das soziale Gefälle zwischen den Welten zu überbrücken.

Die Geschichte, die leicht klischeehaft und kitschig, oder auch allzu gutmenschelnd und belehrend hätte geraten können, entwickelt Buck mit lakonischer Unaufgeregtheit. Statt das Drama langsam aufzubauen, stellt er Sreykeos Geständnis gleich an den Anfang, um dann in Rückblenden zu erzählen, wie sich die beiden kennengelernt haben. Statt die Tragödie der Krankheit zu dynamisieren, erzählt er behutsam von einem Jungen und einem Mädchen, die sich verlieben und versuchen, sich mit den widrigen Umständen ihrer Beziehung zu arrangieren. So behutsam, dass ihm manche Kritiker auf den Festivals von Toronto und San Sebastian vorwarfen, zu emotionslos und gleichgültig an seinen Stoff heranzugehen, dabei spielt er lediglich die melodramatischen Elemente der Liebesgeschichte zugunsten dokumentarisch anmutender Beobachtung herunter, die durch das aufgeblasene 16-mm-Material unterstrichen wird. Und Michael Ostrowski, den sich Buck als Koautor und Darsteller von Michael Glawogger ausgeliehen hat, bringt hier und da sogar Momente jungenhafter Ausgelassenheit ins Spiel.

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