Kritik zu Ottolenghi und die Versuchungen von Versailles

© MFA+ Filmdistribution

2020
Original-Titel: 
Ottolenghi and the Cakes of Versailles
Filmstart in Deutschland: 
21.10.2021
L: 
75 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Laura Gabberts Dokumentarfilm handelt nicht vom wechselvollen Leben des berühmten Kochs, sondern begleitet ihn und einige Kolleg:innen bei der  Vorbereitung zu einem Event am Metropolitan Museum of Art in New York

Bewertung: 3
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

Es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, dass Yotam Ottolenghi seit rund zehn Jahren zu den bekanntesten Köchen der Welt gehört. Weswegen es wohl auch nur eine Frage der Zeit war, bis er seinen Weg auch auf die Leinwand findet. Doch der Dokumentarfilm »Ottolenghi und die Versuchungen von Versailles« ist nun kein Blick auf den Lebensweg des aus Israel stammenden Londoners, sondern auf ein ganz bestimmtes Event.

Im Rahmen einer Ausstellung über das Schloss Versailles wurde Ottolenghi 2018 vom Metropolitan Museum of Art in New York engagiert, ein begleitendes Dessertbuffet zu kreieren, wozu der ausgebildete Patissier sich eine Handvoll Kolleg:innen aus der ganzen Welt einlud, darunter den nicht nur in New York berühmten Erfinder des Cronut, Dominique Ansel, die gebürtige Tunesierin Ghaya Oliveira, damals in einer renommierten Sterneküche nicht zuletzt für Schokolade zuständig, und Janice Wong aus Singapur. 

Regisseurin Laura Gabbert, die auch schon einen Film über den unkonventionellen Restaurantkritiker Jonathan Gold (»City of Gold«) sowie eine Folge der Netflixreihe »Ugly Delicious« inszenierte, verfolgt nun also die Vorbereitungen zu dieser Veranstaltung und die Zubereitung der verschiedenen, von Versailles inspirierten und am Ende natürlich atemberaubend aussehenden Backwaren und Desserts. Dazu kommen Gespräche zwischen Ottolenghi und der Food-Historikerin Deborah Krohn, in denen kenntnisreich über das Essen in Versailles und auch Ottolenghis eigene Herangehensweise ans Kochen geplaudert wird.

All das ist nie uninteressant und lässt einem recht beharrlich das Wasser im Mund zusammenlaufen, doch letztlich fehlt »Ottolenghi und die Versuchungen von Versailles« ein wenig innerer Dramatik oder ein echtes Narrativ, um als Film wirklich bezwingend zu sein. Gabbert setzt zwar auf einen Countdown und zählt die Tage bis zum Event herunter, und der durch elaborierte 3D-Tortenformen auf Instagram bekannt gewordenen Ukrainerin Dinara Kasko misslingt schon mal eine Mousse, während die Londoner Gelatine-Experten Bompas & Parr damit ringen, dass ihre technischen Gerätschaften mit der geringeren New Yorker Stromspannung Probleme haben. 

Doch vielleicht wäre es spannender gewesen, stattdessen noch ein wenig mehr über diese Küchenzauberkünstler zu erfahren. Oder womöglich noch tiefer einzutauchen in die Sozialgeschichte des Essens und die Frage, was beispielsweise Gebäck auch heute noch über Klassenunterschiede erzählen kann. Daran allerdings, dass Ottolenghi selbst als Persönlichkeit so interessant, eloquent und einnehmend ist, dass er das Zeug zum Protagonisten eines Dokumentarfilms hat, besteht allerdings nach diesen 75 Minuten weniger Zweifel denn je.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt