Kritik zu Measure of a Man

© Kinostar Filmverleih

Den Sommer 1976 verbringt der vierzehnjährige Bobby erneut mit seiner Familie in ihrem Ferienhaus in den Catskills. Zu den Zweifeln an sich selber (wegen seiner Übergewichtigkeit) gesellen sich die Beleidigungen und Erniedrigungen durch einen verbitterten Einheimischen

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Bobby hat es nicht leicht in diesem Sommer 1976, den die Familie einmal mehr fern der Großstadt New York in ihrem Sommerhaus in einem kleinen Badeort in den Catskills verbringt. Der Vierzehnjährige Ieidet unter seiner Übergewichtigkeit, aber auch unter den Streitereien zwischen seinen Eltern, wenn sein Vater (den die Arbeit wiederholt in die Stadt zurückruft) denn überhaupt einmal anwesend ist; er leidet darunter, dass er für seine ältere Schwester lügen soll, wenn sie am Morgen zurück ins Haus schleicht, nachdem sie die Nacht bei ihrem Sommerflirt verbracht hat, er leidet unter der Abwesenheit seiner besten Freundin Joanie, aber noch mehr unter ihrer Rückkehr, denn die Abwesenheit hat sie genutzt um sich ihre Nase richten zu lassen und lässt ihn damit in seinem Außenseiterstatus alleine. Vor allem aber leidet Bobby an den wiederholten Beleidigungen und Erniedrigungen durch einen jungen Einheimischen, Willie, und dessen Gang. So stürzt er sich ganz in seine Arbeit – es ist zudem sein erster selbstorganisierter Job: auf dem weitläufigen Grundstück des pensionierten Dr. Kahn täglich mehrere Stunden lang den Rasen zu mähen. Das auf den ersten Blick übermäßig strenge Verhalten des alten Herrn, der ihm als erstes einschärft, dass er das Haus auf keinen Fall betreten dürfe, weicht allerdings im Lauf der Zeit einem respektvollen Umgang miteinander, bei dem nicht nur Bobby etwas lernt.

Bewegte sich Regisseur Jim Loach bei seinem Kinodebüt, der britischen Produktion »Oranges and Sunshine« (2010), noch auf dem sozialkritischen Terrain seines Vaters Ken Loach, so hat er sich für den Nachfolger, nach vielen Episodenfolgen von Serien in Großbritannien und den USA, die Verfilmung des gleichnamigen preisgekrönten amerikanischen Jugendbuches von Robert Lipsyte (bisher nicht ins Deutsche übersetzt) ausgesucht. Geblieben ist die genaue Beobachtung, der zugeneigte Blick auf seine Figuren. Selbst für den Bully Willie, einen Vietnam-Veteranen, der die Touristen hasst, die jeden Sommer in den Ort einfallen, und der selber ein Geheimnis zu verbergen hat, das sein aggressives Verhalten gegenüber Andersartigen erklärt, bringt er ein gewisses Verständnis auf. Damit ist ihm und seinem Drehbuchautor David Scearce (Tom Fords »A Single Man«) eine etwas andere Coming-of-Age-Erzählung gelungen. »Measure of a Man« stellt die Frage nach dem eigenen Selbstwertgefühl und kommt dabei mit ihrer lakonischen Erzählweise und verhaltenen, aber eindringlichen Darstellerleistungen so unspektakulär leise daher, dass er von Kinogängern leicht übersehen werden könnte – was schade wäre. 

Meinung zum Thema

Kommentare

Machen wir uns selbst etwas vor?, wenn wir einen melodramatischen, aus deutscher Sicht produzierten Film erwarten oder ein Haloobaloo darüber machen. Unabhängig von allen guten Absichten wird es nie die Geschichte der Ovaherero und Nama sein, sondern eine deutsche Geschichte. Schauen Sie sich nur an, was mit den guten Absichten des Museumsverbands während des so genannten Namibia Genocide Handbook for teachers (Handbuch zum Völkermord in Namibia) geschah (die UNESCO hat es mitfinanziert). Es spiegelt das Narrativ zweier Regierungen wider, die das Ausmaß des angerichteten Schadens nie wirklich verstehen können.

Im Zweifelsfall kann es sich lohnen, den Film zu sehen. Nach dem Trailer zu urteilen, den ich gesehen habe, müsste ich mich mental auf meinen nächsten heftigen Bluthochdruck und Herzklopfen vorbereiten.
Hier ist etwas Original Nama und Ovaherero, da lohnt es sich zu spenden!
https://www.betterplace.org/de/projects/120771-unterstuetzen-sie-die-ovaherero-nama-genozid-gedenkveranstaltung-in-luederitz

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