Kritik zu Maria am Wasser

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Thomas Wendrich ist eigentlich Schauspieler und Autor. In seinem ersten Spielfilm versucht sich der 1971 in Dresden geborene Regisseur an einem Heimatfilm aus dem Osten

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Wenn jemand wieder an den Ort zurückkommt, den er einst verlassen hat oder verlassen musste, dann ist das eine Art Standardsituation des Kinos. Ein Mensch auf der Suche nach sich selbst, nach den Schatten der Vergangenheit, nach seinen eigenen Spuren. Hunderte von Western oder Film noirs sind nach diesem Rezept geschrieben worden, und selbst ein spröder Film wie Wim Wenders' »Im Lauf der Zeit« hat seine schönen und poetischen Momente, wenn die beiden Helden die Orte ihrer Kindheit aufsuchen.

Coming Home. Das heißt auch, das Vertraute mit fremdem Blick sehen. Und manchmal kann es passieren, dass das Vertraute genauso fremd zurückblickt, je länger man es anschaut. In »Maria am Wasser« kehrt der Orgelbauer Marcus (Alexander Beyer) in sein Heimatdorf Neusorge an der Elbe zurück. Um, angeblich, als Kantor die Orgel in der Kirche zu restaurieren. Kaum jemand erkennt ihn wieder, alle glauben, dass er bei einem Unfall vor 22 Jahren, noch zu DDR-Zeiten, mit anderen Kindern ums Leben gekommen sei. Vor allem sein Vater (Hermann Beyer) und seine Mutter (Marie Gruber) leugnen seine Identität. Aus dem Vater ist ein dubioser Kauz geworden, die Mutter leitet ein an mangelndem Zulauf leidendes Waisenhaus namens »Frohe Zukunft« wie einen Klein-Gulag. Die Schatten der Vergangenheit treffen sich mit einer in Auflösung befindlichen Gegenwart.

Und damit ist auch schon das grundlegende Problem des Films, der 2006 in Hof seine Premiere hatte und 2007 beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen lief, auf dem Tisch: Er will einfach zu viel. Er exerziert die Geschichte des verlorenen Sohnes durch, mitunter unbeholfen, er lässt die Charaktere seiner Figuren allzu oft ins Skurrile abgleiten, er will ein Märchen sein und doch realistisch, er stellt die Spuren der Vergangenheit überdeutlich aus, so dass die Gegend an der Elbe fast wie ein Museum der DDR-Zeit wirkt. Allerdings: So unbeholfen und aufgesetzt die Geschichte und ihre Figuren manchmal wirken, so berührend fängt der Film die tristschöne Elblandschaft ein. Weniger wäre mehr gewesen.

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