Kritik zu Margos Spuren

© 20th Century Fox

Ein ziemlich erwachsener Teenagerfilm über den allmählichen Abschied von der Jugend. Mit Cara Delevingne, die nichts Geringeres als den Mythos  des Rebellin verkörpert

Bewertung: 3
Leserbewertung
3.5
3.5 (Stimmen: 2)

Margo heißt sie. Und dieser glamouröse, filmische Name allein scheint bereits Grenzen zu sprengen. Wenigstens die Grenzen jener suburb von Orlando, Florida, in die sie als kleines Mädchen mit ihrer Familie gezogen ist. In ihrer Kindheit entdeckt sie einmal die Leiche eines Selbstmörders. Dieses Erlebnis wie aus einem düsteren Märchen veranlasst sie fortan über Leben, Liebe und Glück nachzudenken. Als rebellischer Teenager ist sie der Star ihrer Highschool, gutaussehend mit energischen Augenbrauen und erotischem Blick, Woody Guthrie hörend, Walt Whitman lesend. Und wie sie gespielt wird von Cara Delevingne, dem Supermodel, das jetzt die Leinwand erobert, könnte man glauben, diese Margo hätte auch die Filme von Howard Hawks, Nicholas Ray und Jean-Luc Godard verinnerlicht. Sie ist das Traumgirl des jungen Q (Nat Wolff), dem Erzähler und recht unscheinbaren Helden des Films.

Mit »Margos Spuren« hat Jake Schreier ein Buch von John Green verfilmt, der in seinen populären Jugendromanen gleichsam den großen amerikanischen Roman versteckt hat mit diversen klassisch-philosophischen Anspielungen. »Paper Towns« heißen der Film und Greens Roman im Original. Unter Paper Town versteht man eine ganz und gar fiktive Ortschaft, die Kartografen aus Copyright-Gründen manchmal in ihre Atlanten geschmuggelt haben. »Paper Towns« sind für Margo aber auch die durchschnittlichen Städte, in denen die Menschen mehr oder weniger ein Leben in stiller Verzweiflung führen. Orlando, ihr Wohnort, beispielsweise.

Nachdem Margo sich zusammen mit dem verblüfften Q an den schönen und so fiesen Mitschülern gerächt und Q auf diese Weise zum liebenden partner in crime gemacht hat, verschwindet sie plötzlich aus der Stadt. Nicht ohne einige mysteriöse Spuren zu hinterlassen. Find the girl, cherchez la femme: Der sensible, romantische Q versucht, Margos Zeichen in der Stadt zu entziffern. Dabei helfen ihm einige Freunde, die verschrobenen Ben und Radar, die schöne Lacey. Im Gegensatz zur Einzelkämpferin Margo setzt er auf eine Außenseiterbande und steuert so Margos Rebellentum entgegen.

Nach einigen Mystery-Elementen mit David-Lynch-Anleihen kulminiert die verzweifelte Suche nach Margo in einem Roadtrip, bei dem Regisseur Schreier die Konventionen des Teen-Films bedient und sie gleichzeitig zu hinterfragen scheint. Q und seine Familie von Freunden wollen Margo finden und mit ihr die Welt entdecken und verändern. Aber zugleich wollen sie zur Prom Night rechtzeitig in Orlando sein. Einmal eilen sie durch den Supermarkt einer Raststätte, um keine Sekunde zu verlieren. Dabei wirken sie wie die pragmatische Version von Godards Außenseiterbande bei deren Hetze durch den Louvre.

Stets hat man in Schreiers subtil gemachtem Film das Gefühl, er könnte über sich und das Genre herauswachsen. Aber dann bleibt er doch in einem seltsamen, auch enttäuschenden Schwebezustand zwischen Realismus und Träumerei, Kinozauber und Desillusionierung haften.

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