Kritik zu The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt

© Paramount Pictures

Im kühnen Mix aus Schatzsuche-Abenteuer, Dschungel-Action, Komödie und Romanze können Sandra Bullock und Channing Tatum mal so richtig ihre Körperkomiktalente entfalten

Bewertung: 4
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4 (Stimmen: 1)

Hektisch schieben zwei Männer eine Frau (Sandra Bullock) in einer Schubkarre vor sich her, während im Hintergrund eine massive Explosion das Gebäude zerfetzt, das sie gerade verlassen haben. Eine absurd komische Note bekommt die Szene, weil die Dame einen leuchtend pinkfarbenen Glitzerpailletten-Jumpsuit mit sehr hohen Stilettos trägt und in der Baukarre mit Kabelbindern an einen Holzstuhl gefesselt ist. Action, Abenteuer, Komödie und ein Schuss Romanze, Aberwitz und Slapstick: Alles, was den Film ausmacht, steckt in dieser Szene.

Seit dem Tod ihres geliebten Mannes fehlt es Loretta, einer Historikerin und hauptberuflichen Liebesschmonzetten-Autorin, an der Lust am Leben, an Ideen zum Schreiben und an Energie, sich für die Öffentlichkeit zu verstellen. Mit Ach und Krach hat sie das letzte Kapitel ihres aktuellen Buchs abgeschlossen, nun steht ihr die Tortur einer Promotion-Tour bevor, mit Alan (Channing Tatum), dem eher simpel gestrickten Covermodel ihrer Buchserie. Doch dann wird sie vor dem Hotel gekidnappt und zu einem exzentrischen Milliardär (Daniel Radcliffe) gebracht, der sich in den Kopf gesetzt hat, etwas zu besitzen, das niemand sonst haben kann, und sie soll ihm dabei helfen. Denn in ihrem letzten Buch hat sie über einen verborgenen Schatz in einer versunkenen Stadt geschrieben. Kunst und Wirklichkeit, das ist ein vertracktes Verhältnis in solchen Abenteuerkomödien.

Widerstand zwecklos, gegen ihren Willen wird Loretta auf eine einsame Insel gebracht. Dort beginnt eine abenteuerliche Hetzjagd durch den Dschungel, die Sandra Bullock in pinkem Pailletten-Outfit jede Menge ­Gelegenheiten verschafft, ihre besondere Sorte physischer Komik ins Spiel zu bringen. So wie einst Kathleen Turners Joan Wilder in »Die Jagd nach dem grünen Diamanten« befindet sich nun auch Sandra Bullocks Loretta Sage in einer gefährlich realen Version ihrer erfundenen romantischen Abenteuer. Gejagt wird sie von den Gangstern des Milliardärs und gesucht von ihrer Agentin, ihrem Covermodel und einem angeheuerten Special-Ops-Söldner (Brad Pitt in einem ausgedehnten Cameo-Auftritt). 

»Lost City« ist ein abgedrehter, irrer Spaß, der vor allem vom liebenswerten Charme der beiden Hauptdarsteller lebt, die sichtlich Gefallen daran finden, selbstironisch mit ihrem Image zu spielen, und von einem wunderbaren Nebendarsteller-Ensemble unterstützt werden. Schön auch, wie die Handlung sanft gegen die gängigen Klischees läuft: Alan erobert Loretta nicht als strahlend über sich hinauswachsender Held, er kann einfach er selbst sein, liebenswert, mitfühlend und entwaffnend ehrlich. Und ausnahmsweise ist es auch mal nicht die Frau, die Haut, Brust und Hintern zeigt, sondern der Mann, der im Übrigen auch noch rund 20 Jahre jünger ist als sie. Und wenn Alan sagt, sie müsse sich für ihre seichten Liebesromane nicht schämen, weil man sich für nichts schämen müsse, das so vielen Leuten Freude bereitet, dann gilt das auch für diesen Film, der einfach Spaß macht, ohne brillant zu sein.

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