Kritik zu Krabat

© 20th Century Fox

Nichts für schwache Nerven: Marco Kreuzpaintner hat Otfried Preußlers Roman verfilmt – nach einem Drehbuch, das er zusammen mit Michael Gutmann schrieb– und dabei die düstere Atmosphäre der Buchvorlage für die Leinwand übersetzt

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»Krabat« von Otfried Preußler ist ein großartiger Jugendroman von 1971, in dem der Autor eine sorbische Sage vor dem Hintergrund des 30-jährigen Krieges wiedergibt, die sich dank ihm in das Gedächtnis vieler Lesergenerationen eingebrannt hat. Eigentlich überrascht es, dass die Verfilmung des Buchs so lange auf sich warten ließ. Allerdings gab es bereits 1977 eine Zeichentrickadaption von Karel Zeman. Dabei hat »Krabat« allerhand zu bieten: Schwarze Magie, Pakt mit dem Tod, Kampf um Macht und Liebe, Freundschaft und Verrat, Erwachsen werden, Mord – eine mystische Welt, in der alles möglich scheint.

Als erster Regieaspirant war zunächst Hans-Christian Schmid angedacht, der dann jedoch von dem Projekt Abstand nahm. Vielleicht wäre bei ihm aus »Krabat« eine nachdenkliche und ruhig erzählte Sagengeschichte geworden – müßig, darüber zu spekulieren. Marco Kreuzpaintner dagegen hat einen fulminanten, schnell erzählten Film gemacht, der trotz Kürzungen das Wesentliche enthält: Krabat kommt als Bettlerjunge in die schwarze Mühle von Schwarzkollm, zu den elf Gesellen des Müllermeisters, die von diesem nicht nur das Müllerhandwerk lernen, sondern auch in die schwarze Magie eingeführt werden.

Jedes Jahr muss der Meister einen seiner zwölf Schüler dem Gevatter Tod opfern, um selber am Leben zu bleiben. Die größte Gefahr geht für den Meister von der Macht der Liebe aus. Sobald sich einer der Burschen in ein Mädchen verliebt, trachtet der Müller den beiden nach dem Leben, denn es bedeutet, dass der Verliebte aus der Mühle und damit aus seinem Machtbereich ausbrechen will. Auch Krabat verliebt sich; nur seine Angebetete könnte ihn und die anderen befreien.

Kreuzpaintner entwirft ein morbides Universum. In rhythmischem Wechsel erleben wir düstere, graue Winter und kurze, halbwegs sorgenfreie Sommer, die Lichtblicke setzen. Preußler beschreibt drei Lehrjahre Krabats, der Film rafft die Story in zwei Jahren zusammen. Dabei gehen einige Seitenstränge verloren, aber der Komplexität des Romans kann man in knapp zwei Stunden Filmzeit sowieso nicht gerecht werden. Kreuzpaintner ist es schon in »Sommersturm« bestens gelungen, aus einem großen Ensemble einzelne Charaktere in den Vordergrund zu rücken, ohne dass die anderen zu reinen Nebenfiguren degradiert werden.

Auf diesen Film haben die Lehrer gewartet! Schon jetzt liegen den Kinos Anfragen nach Schulvorstellungen vor, ist »Krabat« doch Schullektüre der Unterstufe. Der Film mit einer Freigabe von zwölf Jahren arbeitet zwar mit gruseligen Bildern, die aber nie zu lange ausgereizt werden. Spannend von der ersten bis zur letzten Minute, werden einige weniger filmaffine Kinder sich doch fürchten. Unterstützt von einer subtilen Komposition von Niki Reiser und einem suggestiven Score trifft Kreuzpaintners Adaption den Ton der Vorlage sehr genau. Auch Preußlers Roman ist nichts für schwache Nerven, und diese Maxime hat sich der Film zu eigen gemacht.

Meinung zum Thema

Kommentare

Der Roman spielt m.E. im Gegensatz zum Film nicht während des 30jährigen Kriegs, sondern später, weil die Großen Nordischen Kriege Erwähnung finden, die erst später stattfanden.

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