Kritik zu Keinohrhasen

© Barefoot Films

In seinem dritten Film als Regisseur und Hauptdarsteller versucht sich Til Schweiger an einer durchsonnten Liebeskomödie mit viel Medienprominenz und einer großartigen Lachnummer des rundumerneuerten Jürgen Vogel

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Wenn er nicht gerade eine zufällig anwesende Kellnerin/Masseuse/Schauspielerin vernascht, geht Klatschreporter Lulo mit Fotograf Moritz in Berlin auf dreiste Promi-Jagd. Doch als er beim Ausspionieren von Wladimir Klitschko und Yvonne Catterfeld durchs Glasdach in die Torte fällt, ist Schluss mit lustig. Von der Richterin bekommt er 300 Stunden Kinderhort aufgebrummt und trifft dort auf seine Nemesis: Im Hort waltet die verhärmte Anna, die sich nur zu gut an Lulo erinnert, der sie in ihrer Kindheit übel malträtiert hatte. Das will sie ihm nun heimzahlen, doch die Dinge nehmen einen Verlauf, der nur für das Paar in spe unvorhersehbar ist.

Womanizer trifft Aschenputtel: In seinem vierten Film verlässt sich Til Schweiger auf eine alte, aber Spaß versprechende Formel. Eine großartige Lachnummer ist der Einstand, wenn Jürgen Vogel als er selbst vor Reportern Hof hält und von seiner Rundumerneuerung in Hollywood schwärmt. Mit weißem Strahlegebiss und blonder Perücke kaum wiederzuerkennen, spricht er sich frei vom »arthouse-Scheiß« und will fortan nur positiv denken. Und wenn es Schlag auf Schlag so weitergeht, mit frivolen Wortgefechten, hübsch beiläufigem Slapstick und noch mehr Cameos spielfreudiger Prominenz, traut man seinen Augen kaum. Hat hier einer tatsächlich jenen süßen Cocktail aus prickelndem Dialogwitz, nicht allzu tief gelegtem Geblödel und Selbstironie hinbekommen, den man sonst in deutschen Filmen so vermisst? Doch wie in manch echter Affäre ist die Luft raus, wenn der Zeitpunkt des »Morgen danach« erreicht ist. Nachdem sich das Paar allzu schnell in die Arme gefallen ist und die Unkompliziertheit ihres One-Night-Stands beschwört, wenn Anna dann großen Liebeskummer kriegt und den Schwerenöter tränenreich an ihre Seite zieht, gelingt es nicht, das Unvermeidliche interessant zu gestalten.

Die Zeit bis zum Happy End, die gewieftere Regisseure mit Verwicklungen ausfüllen, wird hier beispielsweise mit Herumtollen in güldenem Sommerlicht zu lauter Ami-Musik, großen Kinderaugen (Til Schweiger rückt am liebsten seinen vierköpfigen Nachwuchs in den Vordergrund) und traulichen Kindergartenspielen überbrückt. Beim unbedarften Rückgriff auf Liebeskomödien-Versatzstücke von Doris Day bis Jessica Alba zeigt sich auch, dass Regisseur Schweiger mit seinen Protagonisten wenig anfangen kann. Sich selbst serviert er seinem Zielpublikum quasi mit Schleifchen auf dem Silbertablett. Fraglos einer der attraktivsten deutschen Schauspieler, bringt Schweiger es jedoch nicht über sich, dem Affen Zucker zu geben. Hölzern und selbstverliebt bleibt er stets derselbe Macho, dem die Frauen wie welke Blätter vor die Füße fallen. Die quirlige Nora Tschirner dagegen muss fast während des ganzen Films mit besonders hässlicher Brille und schlunziger Strickjacke auftreten. Warum die zwei zusammenfinden, ist nicht recht ersichtlich. Nach der verheißungsvollen ersten Hälfte ist die Fadheit des Happy Ends diesmal besonders schade.

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