Kritik zu Freeheld – Jede Liebe ist gleich

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Ein Herzensprojekt von Hauptdarstellerin und Mitproduzentin Ellen Page: die wahre Geschichte zweier Frauen, die um die volle rechtliche Anerkennung ihrer Ehe kämpfen

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Mitunter holt die Realität das Kino ein, und gelegentlich ist das auch gut so. Freeheld, der auf dem oscarprämierten gleichnamigen Dokumentarkurzfilm basierende Spielfilm über ein lesbisches Paar, das 2005 in New Jersey für seine Rechte kämpfte, ist beispielsweise über fünf Jahre in Planung gewesen. Zu einem Zeitpunkt, an dem sich das amerikanische Mainstreamkino kaum für LGBT-Geschichten interessierte und selbst in Kalifornien derlei Gesetzesinitiativen wieder gekippt wurden. Doch als der Film dann im vergangenen Jahr schließlich seine Premiere beim Festival in Toronto feierte, hatte sich dank der wegweisenden Entscheidung des Supreme Court die Lage für Schwule und Lesben in den USA bereits grundlegend geändert.

Statt eines kämpferischen Beitrags zur gesellschaftlichen Veränderung ist »Freeheld« jetzt bloß noch das quasihistorische Dokument einer gewonnenen Schlacht. Womöglich liegt es allerdings auch an Julianne Moores adretter Fönfrisur, dass der Film ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt. So oder so gehört das Haar hier durchaus zur Fassade, die sich die von der Oscargewinnerin gespielte Polizistin Laurel Hester zugelegt hat. Darauf, dass ihr Umfeld von ihrer Homosexualität erfährt, legt sie keinen Wert; statt Privatleben steht praktisch nur der Job auf dem Programm. Bis ihr Stacie (Ellen Page) begegnet: jünger, burschikoser und vor allem sehr viel selbstbewusster im Umgang mit dem eigenen Lesbischsein.

Die beiden Frauen gehen eine eingetragene Partnerschaft ein, kaufen ein Haus, es ist die große Liebe. Als Laurel unheilbar an Krebs erkrankt, will sie ihre Rentenansprüche zur finanziellen Absicherung an die Lebensgefährtin übertragen. Doch obwohl im Bundesstaat prinzipiell erlaubt, weigern sich die »Freeholder« genannten örtlichen Gemeindevertreter, dem gleichgeschlechtlichen Paar die gleichen Rechte zuzusprechen wie einer Heterobeziehung.

Die Geschichte, die »Freeheld« erzählt, ist nicht nur wahr, sondern auch berührend, und auch wenn wir heute gesellschaftlich schon weiter sind, ist es gar nicht verkehrt, mal wieder daran erinnert zu werden, wie kurz es erst her ist, dass Homosexuelle auch von offizieller Seite diskriminiert wurden (und nicht zuletzt in Deutschland, wo es keine Ehe für alle gibt, noch immer diskriminiert werden). Die guten Absichten des Films sind entsprechend in jeder Szene zu spüren. Doch wie so oft reicht das allein nicht aus.

Was das größere Übel ist, lässt sich dabei gar nicht eindeutig benennen. Das Drehbuch des oscarnominierten Autors Ron Nyswaner (»Philadelphia«) mit seinen papierdünnen Figuren? Oder doch die uninspirierte und unelegante Inszenierung von Peter Sollett (»Nick und Norah – Soundtrack einer Nacht«), die an ein plumpes Fernsehfilmchen gemahnt? So oder so ertrinkt »Freeheld« leider in kitschiger Musik von Hans Zimmer und Johnny Marr und wird weder der realen Vorlage noch dem hochkarätigen Ensemble (zu dem auch ein überzeugender Michael Shannon und ein deplatzierter Steve Carell gehören) oder auch nur den eigenen Ansprüchen gerecht.

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