Kritik zu Der wilde Roboter
Robinson der Zukunft: Ein Service-Roboter strandet auf einer entlegenen Insel, auf der es nur Tiere gibt. Maschine und Tiere lernen voneinander in diesem Hohelied auf Solidarität und Empathie
Rozzum 7134 ist ein Service-Roboter. Nach einem Taifun auf einer entlegenen Insel gestrandet, nervt er die dort lebenden Tiere mit Angeboten aller möglichen Dienstleistungen – ein Optimismus ausstrahlendes Plappermaul, dessen fremdartiges Aussehen die Tiere allerdings eher auf Abstand, einige aber auch gleich auf Konfrontationskurs gehen lässt.
Zum zweiten Mal in diesem Jahr erzählt ein Animationsfilm von der Freundschaft zwischen einem Lebewesen und einem Roboter. War es in Pablo Bergers »Robot Dreams« die Freundschaft zwischen einem Roboter und einem einsamen Hund in der Großstadt New York, so ist dies in »Der wilde Roboter« komplizierter und weitet sich mit dem Fortgang der Handlung aus.
Zunächst ist da die Freundschaft mit einem verwaisten Gänseküken, das von anderen Gänsen wegen seiner verkümmerten Flügel gehänselt wird. Roz wird für Brightbill eine Ersatzmutter und hilft ihm bei der Entwicklung seines Selbstbewusstseins. Schon schwieriger gestaltet sich die Freundschaft mit Fink, einem Rotfuchs, wenig beliebt unter den anderen Tieren. Der Kontakt mit Roz ist für ihn zunächst eine willkommene Abwechslung zum ständigen Alleinsein, von Roz lernt er Empathie, während er selbst Roz einige Tricks zum Überleben in der Wildnis beibringen kann. Wie das Gelernte bei Fink nachwirkt, zeigt sich spätestens dann, als er und Roz im diesmal besonders strengen Winter die Tiere vor dem Erfrieren retten und sie im Schutz einer warmen Höhle unterbringen.
Als die Tiere dort ziemlich schnell untereinander in Streit geraten und sich gegenseitig an den Kragen gehen, muss Fink Roz erklären, dass Raubtiere und ihre Nahrung nicht unbedingt für ein friedliches Zusammenleben auf engstem Raum geeignet sind. Seine bewegende Ansprache, in der er den Tieren klarmacht, dass sie ihre Feindschaften zumindest für diesen Winter vergessen müssen, wenn sie überleben wollen, ist einer der Höhepunkte des Films. Eltern, die mit ihren Kindern in diesen Film gehen, müssen allerdings mit der Frage rechnen, ob das wirklich so funktionieren könnte in der Realität . . .
Der finale Teil des Films stimmt dann das Hohelied auf die Solidarität an. Nur mit gemeinschaftlichen Anstrengungen kann es den Tieren nämlich gelingen, Roz vor einem Rückholkommando der Firma Universal Dynamics zu retten, die ihn hergestellt hat und wiederhaben will.
Nach der eher auf Nummer sicher gehenden späten Franchise-Fortsetzung »Kung Fu Panda 4« und dem wenig originellen »Raus aus dem Teich« ist dies endlich wieder ein bemerkenswerter Film aus dem Hause Dreamworks Animation, zudem einer, der nicht die Erfolgsformel aus den Zeiten von Jeffrey Katzenberg mit ihren überbordenden popkulturellen Referenzen fortführt. Stattdessen besinnt sich »Der wilde Roboter« darauf, interessante Charaktere zu gestalten.
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