Kritik zu Aquaman

© Warner Bros. Pictures

Es geht mal wieder um die Weltherrschaft bzw. Weltmeerherrschaft: Der von Jason Momoa verkörperte DC-Superheld bekommt den ersten eigenen Film, ein furioses Actionabenteuer

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Es war einmal ein Leuchtturmwärter. Der lebte guten Mutes und zufrieden mit seinem jungen Hund in seinem schmucken Leuchtturmwärterhäuschen, bis eines Nachts ein schwerer Sturm eine Seejungfrau an die Klippen schmetterte. Der Leuchtturmwärter rettet sie, die Seejungfrau stellt sich vor als Königin von Atlantis – schon ist es um die beiden geschehen. Sie bekommen ein Kind, einen kleinen Buben, und leben glücklich bis an ihr Lebensende. Halt, falsch! Vielmehr so: Sie bekommen einen kleinen Buben – und damit geht der Ärger los.

Denn die See ist gnadenlos und fordert die Jungfrau zurück. Der Bub aber wächst heran zu einem stattlichen Rabauken, der, wenn's drauf ankommt, auch mal ein russisches U-Boot aus dem Wasser stemmt. Keiner käme auf die Idee, diesen tätowierten Hünen schnöde als »Wassermann« zu titulieren, denn das ist eine uncoole Gestalt aus Großväterchens Märchenbuch.

»Aquaman« aber, so die Bezeichnung des in Rede stehenden Superhelden, erblickte das Licht der Welt als Comicfigur. Er trat erstmals im November 1941 in »More Fun Comics« auf, einer Anthologiereihe des DC-Verlags, und gehört seither zum Figurenarsenal des neben Marvel Comics größten Players auf dem Markt der Comics und ihrer Adaptionen. Schier unüberschaubar sind mittlerweile die superheldischen Verwicklungen, die in den beiden »Universen« – Marvel Cinematic Universe hier, DC Extended Universe dort – in Form von Sequels, Prequels und Spin-offs fantasiert werden. Was Wunder, dass nun auch Aquaman, nach Auftritten in »Batman v Superman: Dawn of Justice« sowie »Justice League« seinen eigenen Film bekommt.

Wie also wurde aus Arthur Curry, so des Wassermanns bürgerlicher Name, der König der Meere? Nun, es geht mal wieder um die Weltherrschaft, genauer: Weltmeerherrschaft. Arthurs Halbbruder, King Orm, hat die Kiemen voll davon, dass die Landratten ihren Müll in seinen Lebensraum kippen, und sinnt auf deren Vernichtung. Arthur, als Mischwesen zwischen den Stühlen, tritt dem entgegen. Außerdem hat er als Erstgeborener Anspruch auf den Thron, er muss nur erst noch den Superdreizack des ersten Königs von Atlantis finden. Und damit geht die umweltbewusste Agenda, die hier beinahe Eingang in einen Superheldenfilm gefunden hätte, auch schon wieder flöten; zugunsten eines Spektakels, gegen das der spanische Erbfolgekrieg ein Pappenstiel war. Man wähnt sich in Mittelerde, Preisklasse »Battle of Helm's Deep«. Denn was Regisseur James Wan respektive seine rührige SFX-Crew gemeinsam mit den nicht minder engagierten Computer-Wizards auf die Leinwand zaubern, ist ein veritabler Farben- und Formenrausch. Ein leuchtend buntes Feuerwerk, das einen zwischendurch sogar vergessen lässt, dass die Geschichte, die hier erzählt wird, ziemlich dünn ist. Doch wenn sich die Wogen geglättet haben, tritt Ernüchterung ein: Die Wasserwesen sind sittlich-moralisch auch nicht besser gerüstet als ihre fernen Verwandten auf dem Festland. Wer also soll uns retten?

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