Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

© Little Dream Pictures

Intensives Familiendrama über eine iranische Menschenrechtsaktivistin – angelehnt an das Leben der Nobelpreisträgerin Narges Mohammadi

Bewertung: 4
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

Die entscheidende Frage stellt die Jugendliche Dena ihrer Mutter voller Verzweiflung: »Warum zählen deine Ideale mehr als ich?« Als sie das fragt, liegen ein paar unbeschwerte Tage in der verschneiten, sonnigen Türkei an der Grenze zum Iran hinter ihr, zusammen mit ihrer Mutter Maryam, ihrem jüngeren Bruder Alborz und ihrem Vater Behnam. Es liegen aber auch Jahre ohne ihre Mutter hinter ihr, im Exil in Hamburg, während Maryam im Iran für Menschen- und Frauenrechte kämpft, schon lange aus dem Gefängnis heraus. »Sieben Tage« heißt das eindringliche Drama des deutsch-iranischen Regisseurs Ali Samadi Ahadi; Mohammad Rasoulof, der gerade mit »Die Saat des heiligen Feigenbaums« für einen Oscar nominiert war, hat das Drehbuch verfasst. Es erzählt die Geschichte von Maryam, angelehnt an das Leben und Wirken der Nobelpreisträgerin Narges Mohammadi.

Sieben Tage Hafturlaub werden Maryam gewährt, um sich einer medizinischen Behandlung zu unterziehen. Was sie nicht weiß: Ihr Bruder in Teheran und ihr Mann in Hamburg haben ihre Flucht über die türkische Grenze geplant, was schon kurz nach ihrer Entlassung zu heftigen Diskussionen führt. Auch in Hamburg herrscht nicht gerade Harmonie. Dena hat keine Lust, in die Türkei zu reisen, um ihre Mutter zu treffen, von der sie sich im Stich gelassen fühlt. Doch alle machen sich auf den Weg, die Familie aus Hamburg mit dem Flugzeug, Maryam mit klapprigen Autos, zu Fuß und auf einem Pferd mit verschiedenen Schleusern über die gefährlichen Fluchtrouten im Norden des Irans.

Trotz der anfänglichen Unsicherheit Maryams erleben sie ausgelassene Tage, die einen möglichen gemeinsamen Alltag zumindest erahnen lassen: gemeinsames Kochen, abendliche Gespräche mit den Kindern am Bett, Intimitäten mit ihrem Mann. Und doch ahnen zumindest Behnam und Dena, dass Maryam nicht mit ihnen nach Deutschland fliegen wird, sondern ihren Kampf aus dem Gefängnis im Iran weiterführen will.

Voller Zärtlichkeit schaffen Ali Samadi Ahadi und sein Kameramann Mathias Neumann Bilder für die Zerrissenheit Marayams, die Enttäuschungen Denas (Tanaz Molaei), die kindliche Freude Alborz' (Sam Vafa) und das Schwanken zwischen Verständnis und Entsetzen bei Behnam (Majid Bakhtiari). So entsteht eine schmerzhafte Intensität. Dazu trägt auch das intensive Spiel von Vishka Asayesh bei, die Maryam voller Energie und gleichzeitiger Verzweiflung gibt. Sie will den Kampf weiterkämpfen, auch für ihre Kinder.

Es sind die Themen, denen sich Mohammad Rasoulof immer wieder in seinen Filmen widmet: Was macht ein Regime wie das iranische mit den Menschen? Wie weit geht persönlicher Widerstand, zu welchem Preis? Er wirft auch die Frage nach Mutterschaft auf. Am Ende des Films steht ein Zitat von Narges Mohammadi: »Ich hoffe, meine Kinder wissen, dass ich, wie alle ›ungehorsamen‹ und ›gebrandmarkten‹ Mütter, auch eine liebende Mutter war, deren Herz immer noch vor intensiver Sehnsucht nach ihren Kindern schlägt.« Sie hat es 2024 im Evin-Gefängnis geschrieben.    

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt