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© Schülke Cinema Consult

So etwas wie die dokumentarische Ergänzung zu »First Man«: die Nach­erzählung der ersten Mond-Mission mit nie zuvor gesehenen, ­erstaunlichen Aufnahmen aus NASA-Archiven

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Packende Dokumentationen über Apollo 11 und die ersten Schritte eines Menschen auf unserem Nachbarplaneten gibt es bereits. Schon 1972 hatte »Moonwalk One«, eine von der NASA beauftragte, eigenwillige Mischung aus Nacherzählung der Mission und ausschweifender philosophischer Reflexion, faszinierende Bilder der Mission gezeigt. Einige dieser Aufnahmen sind auch im neuen »Apollo 11« enthalten, doch erst jetzt kann man sie im unbeschnittenen Breitwandformat und in ihrer ganzen Schärfe und Brillanz bewundern – denn ursprünglich waren sie im 70-mm-Panavision-Verfahren hergestellt, bislang aber nie so gezeigt worden. Bislang vollkommen unbekannt war weiteres, erst jüngst aufgefundenes 70-mm-Material aus den NASA-Archiven, das nun ebenfalls digitalisiert wurde. Regisseur Todd Douglas Miller und sein Team haben diese mit anderen zeitgenössischen Aufnahmen in 35 mm und 16 mm sowie Fotografien und Grafiken kombiniert. Dazu wurden in akribischer Kleinstarbeit Fragmente aus 11.000 Stunden Audiomaterial synchronisiert, die ebenfalls in Archiven schlummerten – Funksprüche, Presseberichte, Checklisten etc. In seiner Gesamtheit ergibt dieses Puzzle nun eine Chronologie der Apollo-Mission von den Startvorbereitungen bis zur Rückkehr der Astronauten.

»Apollo 11« ist also ein standesgemäßer Eventfilm der Superlative zum 50. Jahrestag dieses Meilensteins der Raumfahrt geworden, und es gelingt ihm, die Ereignisse von damals enorm gegenwärtig wirken zu lassen. Vor allem die 70-mm-Aufnahmen – beispielsweise aus dem Kontrollzentrum, von der monströsen Startrampe und von den Abertausenden von Zuschauern beim Start der Rakete – sehen so frisch aus, als seien sie gestern gedreht worden und verdeutlichen die Dimension des Geschehens. Die Aufnahmen aus dem Weltraum und vom Mond, obwohl rein technisch betrachtet weniger brillant, fügen sich ebenfalls wunderbar in die immersive Erzählweise. Und obwohl jeder weiß, dass dieses Abenteuer ein Happy End haben wird, entwickelt der Film anhaltende Spannung. Dafür sorgen die clevere Montage, der konsequente Verzicht auf jeden heutigen Kommentar sowie die zurückhaltende Musik, für die Komponist Matt Morton betagte Moog-Synthesizer verwendete. Nur zum Ende hin ergehen sich Montage und Musik in heroischem Pathos, bis dahin ist der Film bemerkenswert nüchtern.

Dass bei dieser Form dokumentarischen Abenteuerfilms der politische und auch der wissenschaftliche Kontext keine allzu große Rolle spielen, ist legitim. So erfahren wir nichts über die Historie und Dynamik des »space race« zwischen UdSSR und USA. Und doch ist schade, wie wenig an Informationen »Apollo 11« letztlich bietet. Denn durch das Fehlen von Hintergrund bleibt manches, was der Film so wuchtig ins Bild setzt, letztlich bedeutungsarm. Auch die zahlreichen lebensgefährlichen Unwägbarkeiten der Mission erschließen sich nur ansatzweise. Zudem bietet die stringente Spannungs-Dramaturgie manchmal einfach nicht genug Raum, die fantastischen Bilder auf sich wirken zu lassen.

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