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Hinter der Idylle droht das böse Mädchen: Regisseur M. X. Oberg versucht mit seiner Erpresserinnengeschichte einen deutschen Film noir zwischen Alpensonne und Scheinwerferlicht

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Dass das Böse oft den schönsten Landschaften entspringt, wissen wir (auch) aus Fernsehen und Kino. Derrick und Oberbayern. Oder ein idyllisches Städtchen am Gardasee, dessen aufdringlicher Liebreiz eine gelangweilte hübsche und sehr junge Frau erst in der Sucht nach Sex und Musik-TV und dann in einem typischen Provinzmädchenalptraum versinken lässt. Eine TV-Moderatorinnenkarriere ausgerechnet in Köln soll den verhassten Ausbildungsplatz in einer netten kleinen Schneiderei ersetzen. So nutzt sie einen vom Drehbuch freundlich ausgestreuten peinlichen Zufall im Leben einer urlaubenden Showmaster-Gattin dazu, sich samt düsterem Geliebten in deren behagliches Leben zwischen Villa und Pferdehof einzuschleichen. Endziel der geplanten Erpressung ist, nun ja, die Unterstützung des Ehemanns im Sender bei einem Moderatoren-Casting.

Die Idee vom jugendlich kriminellen Aufbegehren gegen das anscheinend perfekte Leben mit kreativem Beruf im Urlaubsidyll verspricht Spaß, wird aber von der Banalität dieses Ziels schwer ins Lächerliche gezogen. So sehr, dass die Geschichte eigentlich nur noch als Satire Sinn macht. Und die übel intrigante Zazy, die von Ruby O. Fee (»Bibi und Tina«, »Als wir träumten«) mit Mut zu körperlicher Freizügigkeit und drei schmolligen Gesichtsausdrücken gespielt wird, passt mit ihren koketten Augenaufschlägen gut als Lolita-Parodie. Doch Regisseur M. X. Oberg (»Stratosphere Girl«, 2004) meint es ernst und treibt sein Drehbuch mit hölzernen Wendungen in Richtung Psychothriller. Das gelingt schlecht, weil – auch wegen fehlender Motivation – keine der Figuren Empathie oder zumindest Interesse erwecken kann. So fehlen im Film Attraktionen jenseits von toller Landschaft und Immobilien. Nicht ganz: Denn es gibt noch Paul Boche, der als Zazys Freund und psychopathischer Bösewicht mit Präsenz glänzt (und übrigens auch international erfolgreich modelt). Dem Film hilft diese Intensität aber wenig, weil die Rolle selbst im Chargieren zwischen Klugscheißer und Proll so wenig stimmig wie der Rest angelegt ist.

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