Kritik zu Das wundersame Leben des Timothy Green

© Walt Disney

2012
Original-Titel: 
The Odd Life of Timothy Green
Filmstart in Deutschland: 
06.06.2013
L: 
105 Min
FSK: 
6

Ein aus dem Gemüsebeet emporgestiegener Wunderknabe mit Blättern an den Fußknöcheln erlöst seine Wahleltern von der Sehnsucht nach einem Kind – und konfrontiert sie mit den Schwierigkeiten der perfekten Erziehung

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Nach endlosen, vergeblichen Versuchen begraben Cindy und Jim Green ihre Hoffnungen auf ein leibliches Kind im Gemüsebeet ihres Gartens, nun ja, sie vergraben eine Holzkiste mit lauter Zetteln, auf denen Wunscheigenschaften für das Kind stehen, das sie nicht bekommen können. Wer säet, wird ernten, und es ist natürlich kein Zufall, dass der Familienname des Paares Green lautet: Wenn nachts, von magischem Regen begossen und von Gewitterblitzen befeuert ein zehnjähriger Junge mit Blättern an den Knöcheln aus dem Erdreich steigt, Cindy und Jim mit großen unschuldigen Augen anschaut, und sie kurzerhand Mama und Papa nennt, dann vermischen sich Elemente von Horror und Märchen.

Manifestationen intensiver Wünsche und Sehnsüchte haben eine lange Tradition im Kino, man denke nur an die Heerscharen imaginärer Freunde, zuletzt Ryan Reynolds alsCaptain Excellent in Paper Man oder Seth McFarlanes rüder Teddybär Ted, oder auch an all die gewitzten Engel, die verzweifelten Menschenbei der Bewältigung existenzieller Lebenskrisen beistehen wie Clarence, der Engel zweiter Klasse, in It’s a Wonderful Life. Tatsächlich wirkt Timothy weniger wie ein Kind aus Fleisch und Blut als wie ein himmlischer Sendbote – weniger gutwillig könnte man dieses freundliche Wesen mit messianischen Eigenschaften auch als fleischgewordenes Lehrbuch zur Kindererziehung beschreiben.

Und das ist auch schon das Problem, denn statt echten Zauber freizusetzen, wirkt Das wundersame Leben des Timothy Green eher wie ein müder Aufguss von Spielbergs Sentimentalitäten und Disneys Familienwerten. Kaum zu glauben, dass Peter Hedges in seinen Drehbüchern zu Lasse Hallströms Gilbert Grape und der Nick-Hornby-Verfilmung About a Boy, aber auch in seinen eigenen Filmen Dan in Real Life oder Pieces of April noch durchaus amüsante und subversive familiäre Turbulenzen angezettelt hat.

Während ein illustres Ensemble großartiger Nebendarsteller wie Dianne Wiest, David Morse, M. Emmet Walsh und Rosemarie De- Witt doch zumindest ein paar schillernde Farben beisteuern kann, wirken Jennifer Garner und Joel Edgerton als penetrant überfürsorgliche Eltern eher chargierend uninspiriert. Auch wenn es irgendwie verständlich ist, dass ein Paar, das nach endlosem Bangen und Hoffen von einem Tag auf den nächsten mit einem halbwüchsigen Kind konfrontiert ist, übernervös reagiert, entwickelt die Art, wie hier alle Probleme der Kindererziehung durchdekliniert werden, den Charme eines staatlich in Auftrag gegebenen Erziehungsratgebers. Auch der Nebenschauplatz einer von Entlassungen und Insolvenz bedrohten Bleistiftfabrik trägt nicht wirklich zur Komplexität der Handlung bei, sondern addiert nurweitere Allgemeinplätze und Plattitüden. Hinzu kommt, dass sich seltsamerweise in dem kleinen Provinzstädtchen niemand ernstlich fragt, wie die Greens an ihren Nachwuchs gekommen sind. So wecken die Versatzstücke dieses Films vor allem Erinnerungen an unzählig viele bessere Filme

Meinung zum Thema

Kommentare

Man muss nicht alles zerreden und/oder wahnsinnig geschraubt zerpflücken. Einfach mal zurück lehnen und einen Film genießen.Sich überraschen lassen und eine andere Sichtweise, als seine eigene, auf die Dinge des Lebens zulassen und überdenken!

Bravo !!!
Genau meine Meinung.

Was soll jetzt diese Krampf-Kritik? Der Film ist einfach nur schön. Das Ende traurig und - für die Film-Eltern mit einem Happy-End verziert. So eine Schulmeister-Kritik braucht kein Mensch, zumal es der Streifen schafft, einfach nur zu entschleunigen.

Warum denn nicht einfach mal die Fantasie spielen lassen, wenn die Realität versagt?
Dieser Film ist tausend Mal besser als all die (blutrünstigen) Krimis und Thriller mit Mord und Totschlag, Gewalt, gruseligen Horrorkreaturen und sonstigen Effekten, die eher für Albträume sorgen, als dass sie unterhaltsam sind.

Ja, der Beitrag ist jetzt bereits 10 Jahre alt. Nichtsdestotrotz peitscht der Disney Channel den Film aktuell durch sein Abendprogramm & das nicht ohne Grund! Der Film versucht schon von der Grundidee her, nicht irgendwas ultra realistisches mit komplizierter Handlung zu sein. Der Film ist und bleibt ein FAMILIENFILM. Das heißt Mutter, Vater, Kind hocken auf der Couch und alle sollen den Film verstehen und fühlen können. Sich darüber aufzuregen, dass der Vater in ner Bleistiftfabrik vor der Pleite arbeitet, oder die Eltern im allgemeinen übervorsorglich sind, ist einfach nur lächerlich. Anders kann man das gar nicht sagen. Hab ehrlich einen kleinen Schock bekommen, eine derartige Kritik zu einem Familienfilm zu lesen. Das ist nicht Shutter Island und der Film versucht in keinster Weise auch nur annähernd auf dieses Level zu kommen!

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