Kritik zu Das Wetter in geschlossenen Räumen

© Movienet

Isabelle Stevers Film konzentriert sich am Beispiel einer Frau auf jene Helferszene, die ihren Einsatz mit einem frivolen »Tanz auf dem Vulkan« kompensieren

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UN-Blauhelmsoldaten und ihre Hilfstruppen haben längst in mehr als einer Kriegszone der Welt ihren Ruf als Schutzengel eingebüßt, seit bekannt ist, dass ihr relativer Reichtum, gepaart mit Langeweile oder Stress in den abgeschirmten Räumen ihrer Headquarter und First-Class-Hotels, immer wieder zu Alkohol- und Drogenexzessen, zu Zwangsprostitution und Kindesmissbrauch führt.

Isabelle Stever will etwas anderes erzählen. Sie lenkt den Blick auf eine Frau, die sich sprachgewandt, flattrig elegant und eigensinnig wie ein in die Jahre gekommenes It-Girl im Milieu solcher Zyniker und Profiteure bewegt, bemerkenswert viel Schnaps verträgt und unendlichen Small Talk investiert, um »etwas für Mädchen zu tun«.

Die deutsche PR-Expertin Dorothea Nagel (Maria Furtwängler) organisiert Wohltätigkeitspartys für die Flüchtlingshilfe der UN, wo sie Geld für junge Mädchen sammelt, damit diese mit einem Stipendium in London studieren können. Die Dame steht unter Druck, denn nur ein Mädchen nimmt die Chance wahr und nutzt sie dazu, in London unterzutauchen und eigenen statt vorgezeichneten Wegen nachzugehen. Überhaupt gerät Frau Nagel in die Krise, denn sie ist zum Stand-by-Modus verdammt. Die Grenze zwischen dem Kriegsgebiet und dem Nachbarland – ohne explizite Nennung kann es sich nur um Syrien und Jordanien handeln – ist geschlossen, die Zeltstädte des UNHCR sind aufgebaut, aber noch nicht bewohnt. Nichts scheint die PR-Frau nach Deutschland zu ziehen, lieber gibt sie das Geld mit vollen Händen aus, hält sich einen jungen Geliebten (Mehmet Sözer), der im Rausch das Hotelzimmer zerkleinert, und lässt es auf eine Auseinandersetzung mit ihrer Chefin (Anne von Keller) ankommen.

Mag sein, dass zehn Jahre Projektentwicklung und am Ende ein kleines Budget die Ausdruckskraft des Films lädiert haben. Die Bilder realer Flüchtlingsströme vor Augen fällt es schwer, den trotzigen Müßiggang und die luxuriöse Genusssucht, die der Film ausstellt, als Schattierungen in der Persönlichkeitsskizze einer sich selbst verlierenden Europäerin ernst zu nehmen. Maria Furtwängler, als deutscher Fernsehstar und Charity-Lady für zahlreiche Stiftungen unterwegs, stakst wie ein Model durch ihre Hotelsuite und führt ihr makelloses Gesicht und den zerbrechlich mageren Körper vor, als seien Schönheit und Schnaps gute Freunde.

Worauf läuft dieses »Fear and Loathing in Amman« hinaus? Obwohl Trinken, Koksen und Kuscheln ein wenig ergiebiges Filmmotiv darstellen, bleibt Isabelle Stever hartnäckig nah an ihrer Protagonistin, bis der Kater kommt. Wenig ist über die Lage außerhalb der Partyzone in den »geschlossenen Räumen« zu erfahren; Leute, die die Lage erörtern, kommen nicht vor. Schade, dass die Lady nicht einfach unsympathisch bleiben kann, sondern andeutungsweise korrekte Erwartungen bedient und vielleicht sogar Abbitte leistet.

Meinung zum Thema

Kommentare

An diesem Film ist nur der Titel gut!

der dank gilt dorka gryllus des glanzes wegen. wer war die ältlich blonde frau die meist zu sehen war?

Sehr komischer Film. Man mag ihn einfach nicht.
Arme Maria Furtwängler. Wirklich gutes Schauspiel!
Dorka Gryllus? Ist das diese dunkelhaarige Frau, die ab und zu mal am Rande auftaucht?

Schade, dass niemand érkennt wie gut sie spielen kann und dass sie so blöde Rollen spielt

ja, finde ich auch. Danke Dorka Gryllus.

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