Kritik zu Arthur & Claire

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Miguel Alexandre führt in seiner Verfilmung eines Bühnenstücks von Stefan Vögel zwei zum Selbstmord Entschlossene in Amsterdam zusammen

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Es hätte ein geruhsamer Abend werden sollen, verbracht mit dem Schreiben von Abschiedsbriefen bei einer guten Flasche Wein. Anderntags wäre dann der letzte Tag gewesen, vormittags in die Klinik, mittags schon tot. Weil, man ist unheilbar krank und will sich und den anderen Siechtum und Elend ersparen – so geht in solchen Fällen ja immer die Argumentation. Was in solchen Fällen jedoch auch immer passiert: Es kommt anders als geplant.

Der aus Wien angereiste Arthur (Josef Hader) senkt im Amsterdamer Hotel also den Füller aufs Papier, um den alsbald Hinterbliebenen ein paar tröstliche Zeilen zurückzulassen, da geht im Nebenzimmer der Radau los: Schlimmer Deathmetal bezeugt den Todeswunsch der Nachbarin, einer Frau namens Claire (Hannah Hoekstra), in deren Leben es gleichfalls alles andere als rosig zugeht. Arthur, der sich zunächst nur hatte beschweren wollen, sieht sich an seinem Lebensabend nun also überraschend und auf unvermutete Weise herausgefordert: Diese Ruhestörerin ist doch noch viel zu jung zum Sterben! Claire wiederum findet, dass ihr der Alte nicht auf die Nerven gehen, sondern sich um seinen eigenen Tod kümmern solle. So stößt man einander zunächst ab, um einander sodann anzuziehen, und so geht es eine Weile hin und her, bis man sich im Laufe einer gemeinsam verbrachten, durch die Amsterdamer Grachten führenden Nacht zusammenrauft und es schließlich genauso ausgeht, wie Sie jetzt vermuten. Mehr soll nicht verraten werden.

Mit Josef Hader in der Rolle des lebensmüden Arthur ist Miguel Alexandres »Arthur & Claire« natürlich ideal besetzt. Nicht zuletzt, weil Hader am Drehbuch, das auf dem gleichnamigen Bühnenstück des österreichischen Gegenwartsdramatikers Stefan Vögel beruht, mitschrieb und sich so die Figur auf den Leib schneidern konnte. Wenige können, wie Hader, im Überdruss und in der Resignation die Sehnsucht, die Hoffnung und zugleich das Wissen um deren Vergeblichkeit sichtbar machen. Wenigen nimmt man, so wie ihm, den Grant und die Ruppigkeit als fast schon verzweifelte Gegenwehr einer sanftsensiblen Seele ab. Und weil das so ist, schließt man den zerknautschten Arthur schnell ins Herz. Hannah Hoekstra als Claire kontert mit einer Mischung aus tiefem Schmerz und flammender Aggression, in die sich im weiteren Verlauf eine Art widerwillige Fürsorglichkeit schleicht. Wenn Arthur dann zu Claire sagt: »Du bist wie ein Engel für mich, der mich abholt. Ich kann super sterben morgen«, ist das nicht im geringsten kitschig, sondern sogar ziemlich bewegend.

Allein, all die mimische Kunst und all der Dialogwitz können letztlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass »Arthur & Claire« dramaturgisch nicht viel zu bieten hat. Die Ausgangslage – in der die Angst vor dem Tod in Gestalt von Arthur auf die von Claire verkörperte Angst vor dem Leben trifft – mag brisant sein, doch dann reiht sich lediglich nette Situation an nette Situation. Solange, bis jeder der Realität verpflichtete Sinn für die widrigen Fährnisse der menschlichen Existenz ganz und gar unnett erschlagen ist.

Meinung zum Thema

Kommentare

Hallo liebe Leute,
Ihr Fazit ist völlig daneben und ignoriert den Sinn/das Thema des Filmes!
Genau der Minimalismus des Filmes macht ihn großartig.
Durch das Verzichten auf zu viel Aktion und das reine Konzentrieren auf die beiden verzweifelten Seelen gelang hier ein Film, der einen von der ersten bis zur letzten Minute fesselt. Die Dialoge haben genau die richtige Dosis an Allem: Humor, Verzweiflung, Fragen... und man hat nie das Gefühl, das etwas übertrieben wird.
Für mich (uns) eine der besten Filme, die ich jemals gesehen habe!

Danke!

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