Ein weibliches »Black Panther«-Spin-Off? Ja klar!«

Cannes Film Festival 2018
»Black Panther« (2018). © Walt Disney

Er ist einer der Regisseure der Stunde, und das ohne einen aktuellen Film im diesjährigen Programm von Cannes zu haben: Der 31-jährige Afroamerikaner Ryan Coogler hat mit seinem Marvel-Superhelden-Hit »Black Panther« nicht nur Kassenrekorde gebrochen, sondern die These widerlegt hat, dass mit einem Ensemble aus vorwiegend schwarzen Helden kein weltweites Geschäft zu machen sei. Über die Bedeutung dieses Erfolgs und die wichtige Rolle auch der Frauen daran sprach er nun bei einem zweistündigen Publikumsgespräch im Rahmen des Festivals von Cannes.

Der große kommerzielle Erfolg – »Black Panther« hat bis Anfang Mai weltweit über 1,3 Milliarden Dollar eingespielt und gehört damit zu den umsatzstärksten Filmen der Geschichte – war noch vor fünf Jahren kaum absehbar. Damals heimste Coogler mit seinem Spielfilmdebüt »Nächster Halt – Fruitvale Station« bereits Festivalpreise ein, war auch in Cannes in der Sektion Certain regard vertreten und schien auf dem sicheren Weg zum hochgelobten, aber nicht unbedingt kassenträchtigen Autorenfilmer. »Fruitvale Station« schilderte die wahre Geschichte eines Mords an einem unbewaffneten jungen schwarzen Mann in San Francisco. Mit seinem zweiten Film, dem »Rocky«-Sequel »Creed, in dem Sylvester Stallone den Stab an den verlorenen Sohn seines Exgegners Apollo Creed übergibt, näherte sich Coogler dann bereits dem Genre-Kino an. Die Marvel-Studios verpflichteten ihn dann als jüngsten Regisseur der Reihe für ihr »Cinematic Universe«.

In Cannes beschrieb Coogler eindrücklich, welchen Einfluss seine ganz persönliche Vorgeschichte auf die Gestaltung von »Black Panther« hatte. Sein Aufwachsen in Oakland, Kalifornien; sein Studium, das er mit einem Stipendium als Football-Athlet finanzierte; wie ein Pflichtkurs in Kreativem Schreiben ihn schließlich an die Filmschule brachte. Insbesondere hob er hervor, wie wichtig die Frauen in seinem Film sind. »Man könnte argumentieren, sie sind sogar wichtiger als die Männer«, meinte Coogler und sprach voller Bewunderung von seinen Schauspielerinnen Lupita Nyong’o, Danai Gurira und Letitia Wright, die auch alleine einen Film tragen könnten. Ob er bei einem rein weiblichen Spin-Off Regie führen wolle? »Das wäre eine Wahnsinns-Gelegenheit!« Dass solche Aussagen nicht reine Lippenbekenntnisse sind, belegt Coogler im Übrigen auch dadurch, dass er bei allen drei seiner Filme mit Cutterinnen und Kamerafrauen gearbeitet hat. Zwei Mal, bei »Fruitvale Station« und »Black Panther« war das die für »Mudbound« in diesem Jahr für einen Oscar nominierte Rachel Morrison. 

Coogler erzählte des Weiteren von den Filmen, die »Black Panther« beeinflusst haben. Die Studio-Chefs wollten zu Beginn ein »James Bond«-Gefühl, er selbst nahm sich Francis Ford Coppolas »Der Pate« vor – als Geschichte, in der ein unwilliger Sohn das Erbe seines Vaters Gesellschaft antreten müsse. Cooglers Analyse der politischen Untertöne seines Superheldenfilms geht jedoch über cineastische Einflüsse weit hinaus. Er schwärmte vom Gemeinschaftsgefühl einer schwarzen Diaspora, die im internationalen Ensemble lebendig wurde, in dem Afro-Amerikaner mit Afro-Briten und Afrikanern aus verschiedenen Ländern zusammenkamen. »Wir haben etwas Neues geschaffen«, meinte Coogler, Wakanda als Utopie eines Landes unberührt von Sklaverei und Kolonisierung, in dem jeder, eben auch die Frauen, sein volles Potential verwirklichen könne. Utopie und Wirklichkeit treffen sich symbolisch in den beiden Antagonisten des Films: T’Challa als der Held, den es in der Realität nicht gibt, ein Schwarzer ohne Kolonial- oder Sklavenerfahrung, und sein Gegner Killmonger (gespielt von Cooglers Star in allen seinen Filmen, Michael B. Jordan), den letztere durch und durch geprägt haben.

Ob sich der »Black Panther«-Erfolg wiederholen lasse und ob tatsächlich sowohl Produzenten wie Distributoren davon lernen würden und mehr Mut zu mehr diversen Ensembles und Themen zeigen würden? »Wir können nur daran arbeiten«, meinte Coogler, »dafür, dass wir die Filmindustrie in einer bessren Form hinterlassen als wir sie angetroffen haben«. Und: »Wir selbst sind die Antwort«.

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