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Gerhard Midding

Eines der köstlichen Probleme, vor das „Yi Yi“ sein Publikum stellt, ist die Frage, welcher Perspektive wir uns anvertrauen sollen. Die Auswahl ist groß und eigentlich versprechen in diesem wundersamen Mosaikfilm allesamt einen Reichtum an Entdeckungen und Erkenntnis. Yang-Yang, der achtjährige Sohn der Familie Jian, wäre für den Anfang kein schlechter Gewährsmann, um unseren Blick zu lenken.

Gerhard Midding

Francois Truffaut, der heute vor 40 Jahren starb, ist vielleicht der einzige Regisseur, dessen Filme schon Kindern einen Eindruck davon vermitteln, was Autorenschaft im Kino ist. Sie haben ein zentrales Thema, den Widerspruch zwischen vorläufigen und endgültigen Gefühlen, das er jedes Mal neu ausformulierte. Und sie zeigen, dass das Kino keine Flucht aus der Wirklichkeit bedeuten muss, sondern ein Mittel ist, das Leben zu meistern.

Gerhard Midding

Das hatte ich lange nicht mehr im Kino erlebt: Mittendrin verschob sich der Bildstrich. Das musste beim Rollenwechsel passiert sein. John Wayne, Ward Bond und die anderen waren plötzlich zweigeteilt. Ihre Köpfe waren nach unten verrutscht, während ihre Leiber nun darüber zu sehen waren. Mich erheiterte das kleine Missgeschick, das bald behoben war; schon aus Nostalgie.

Gerhard Midding

"Die Dinge hatten sich angepasst", heißt es im Roman, als die Tragödie ein paar Wochen zurückliegt, "wie ein Fuß an einen neuen Schuh." Nach meiner Erfahrung verhält es sich zwar eher umgekehrt, aber das Bestrickende an Vincenzo Ceramis Prosa besteht gerade darin, dass sie immer etwas daneben liegt. Im Hinblick auf die Ereignisse und Seelenlage Giovanni Vivaldis muss man sagen, dass sie damit meist richtig liegt.

Gerhard Midding

Heute startet bei uns »Buñuel: Filmemacher des Surrealismus«, den ich im aktuellen Heft erstaunlich wohlwollend besprochen habe. Auf einen Aspekte, der nichts zur Sache des Films tut, aber von fundamentaler Bedeutung für das Verständnis des Künstlers ist, will ich hier näher eingehen: Don Luis war ein überaus schöpferischer Genussmensch.

Gerhard Midding

Heute Abend läuft im Deutschlandfunk nun um 22.05 Uhr die Sendung über Joseph Kosma, auf die ich in "Unsterbliche Blätter" vom 29- 7. hinwies. Nur ein Platzhalter, denn bald (nach zwei deadlines) steht an dieser Stelle ein Eintrag über ein Schlüsseljahrzehnt des japanischen Kinos.  

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Als ich »Agora – Die Säulen des Himmels« zum ersten Mal sah, störten mich die Momente, in denen die Kamera die Erdkugel aus kosmischer Perspektive betrachtet. Ihre Häufung erschien mir prätentiös. Anderthalb Jahrzehnte später sehe ich es anders, denn in Alejandro Amenábars Film werden Weltbilder verhandelt. Nach seiner Heldin sind übrigens ein Asteroid, ein Planet sowie ein Mondkrater benannt.

Gerhard Midding

Es gibt Menschen, deren Ausstrahlung schon eine Versicherung ist. Ihre bloße Anwesenheit bürgt fürs Gelingen. An ihrer Seite käme man nie auf die Idee, ein Problem sei unlösbar. Pierre William Glenn, der vorgestern im Alter von 80 Jahren verstarb, bewahrte auch in Krisensituationen unerschütterliche Ruhe. Es trifft sich gut, dass er bei dem immer noch schönsten Film über das Filmemachen, „Die amerikanische Nacht“, hinter der Kamera stand.

Gerhard Midding

Die Schatzsuche hat im Kino schon bessere Zeiten erlebt. Man muss kein Nostalgiker sein, um festzustellen, dass sich früher unbefangener von ihr erzählen ließ. Post-koloniale Diskurse haben uns gelehrt, dass es sich bei ihr meist um Raub handelte. Gleichviel, das Sagenhafte hat entschieden an Strahlkraft verloren.

Gerhard Midding

Das Rennen um den Auslandsoscar nimmt an Fahrt auf. Fast täglich prasseln Pressemitteilungen ins Haus, denen zu entnehmen ist, welches Land welchen Film nominiert hat. Die Entscheidungen hängen nicht nur von der Qualität ab, sie sind stets auch ein Spielfeld von Missverständnissen, Projektionen - und aktuell Fragen der nationalen Identität.