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Gerhard Midding

Auf die Frage, was er an Nicole schätzt, antwortet Charlie auf Anhieb: "She is a good citizen." Da mag ein wenig Sarkasmus im Spiel sein, schließlich befinden sich die Barbers mitten in der Mediation ihres Scheidungsverfahrens. Zivilbürgerliche Tadellosigkeit ist nicht unbedingt die erste Tugend, die einem zum einst geliebten Ehegatten einfällt. Aber als Minimalforderung für ein gedeihliches Miteinander funktioniert das durchaus.

Gerhard Midding

Sind sechs Jahre lang genug, um den Verfemten wieder die Hand zu reichen? Ich kann es nicht sagen, denn ich kenne die Zeitrechnung der Löschkultur nicht. Auf jeden Fall kommt morgen »An Officer and A Spy« von Roman Polanski in die US-Kinos, der 2019 in Venedig den Großen Preis der Jury erhielt.

Gerhard Midding

Wie in den meisten Berufen gibt es auch in meinem Metier durchaus Leute, die über ihren professionellen Tellerrand hinauszuschauen vermögen, Manche verfügen gar über Mehrfachbegabungen (Kochen zählt nicht). Nehmen wir nur einmal Matt Stevens, dessen Artikel im Kulturteil der "New York Times" ich meist mit Interesse lese. Als ich erfuhr, er habe einen Bildband mit dem Titel "Good Movies as Old Books" veröffentlicht, hielt ich das für gar nicht so weit hergeholt.

Gerhard Midding

In dieser Woche startet mit „Fantastic Four: First Steps“ ein neuerlicher Versuch, das Marvel-Universum auszudehnen. Nicht einmal an meinem Geldautomaten gibt es ein Entkommen davor. Offenbar empfindet die Berliner Volksbank eine gewisse Affinität zu der genossenschaftlichen Anstrengung, die Welt zu retten.

Gerhard Midding

Die Kinothek Asta Nielsen zeigt an diesem Wochenende (und darüber hinaus: vom 25. bis 30, Juli) eine Werkschau der hervorragenden Dokumentaristin. Am Wochenende ist die Regisseurin aus Kreuzberg in Frankfurt dabei, anwesend, präsent. Der ursprüngliche Titel lautete : "Dabei ist das hier ihr Leben", jetzt heißt die Reihe; "Nirgends ist man richtig da," Man sieht, es geht um biographisches Dazwischen.

Gerhard Midding  

Als Michael Douglas und Peter Sarsgard in Karlovy Vary zwei Ehrenpreise verliehen wurden, bedankten sie sich mit einer geballten Dosis Amerika-Kritik. Douglas sah sein Heimatland stracks auf dem Weg in eine Autokratie, sein Kollege beklagte, die USA zögen sich immer mehr aus ihrer globalen Verantwortung zurück. Solche Bekenntnisse verlangen im aktuellen politischen Klima mehr als nur Gratismut. Derweil erinnerte die Retrospektive des Festivals an eine Ära, in der eine ganze Künstlergeneration zum Schweigen gebracht werden sollte.

Gerhard Midding

Dieser Tage kam ich endlich dazu, einen Nachruf auf Ted Kotcheff zu lesen, der seit Wochen in einem offenen Tab schlummerte. Beim Lesen bekam ich nicht übel Lust, mir die Memoiren des Regisseurs zu besorgen. Der Kanadier scheint darin ziemlich vom Leder zu ziehen. Zu den erstaunlichsten Anekdoten gehört wahrscheinlich die, in der ihn Michelangelo Antonioni um Rat bittet.

Gerhard Midding

Kann ein Film psychotisch sein? Es hilft schon einmal, wenn seine Hauptfigur es ist. Jacques Vallin (Charles Denner), der uns in Alain Jessuas Langfilmdebüt von 1964 zunächst als sympathischer Tagträumer begegnet, verliert zusehends den Bezug zur Wirklichkeit. Er halluziniert von Tag zu Tag mehr und seine Haut wird immer dünner. Er geht irre an der Welt und versinkt am Schluss in eine beklemmend heitere Katatonie.

Gerhard Midding

Im Februar 1989 hatte ich doppeltes Glück. Das erste bestand darin, dass ich einen Interviewtermin mit der Schauspielerin Delphine Seyrig bekam und das zweite darin, dass sie viel Geduld mit meinen Fragen hatte.

Gerhard Midding

Es dauerte ziemlich lang, bis ich anfing, Willi Forst ernst zu nehmen. Sein Name war mir natürlich seit Kindertagen vertraut, schließlich war er ein Idol meiner Eltern. Vielleicht war gerade das ein Grund meines Zögerns. Es brauchte Umwege, damit ich lernte, ihn zu bewundern.