arte-Mediathek: »Country Queen«

»Country Queen« (Serie, 2022). © good karma fiction/ZDF/arte

© good karma fiction/ZDF/arte

Gold und Generationskonflikte

Ein schönes Thema für eine Diplomarbeit: das Afrikabild in US-amerikanischen Fernsehserien. »Daktari« und »Cowboy in Africa« wurden mit weißen Hauptfiguren in einem kalifornischen Tierpark gedreht. Ernsthafter dann Roots, die Geschichte der Sklaverei. Shaka Zulu, auch auf historischen Tatsachen basierend und in Südafrika gedreht, war zwar keine US-Produktion, dort aber abseits der großen Senderketten sehr erfolgreich. Was all die Zeit fehlte, waren Geschichten aus dem zeitgenössischen Afrika.

Nun gelangt, koproduziert von Arte und Netflix Africa und gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die kenianische Serie »Country Queen« auf deutsche Bildschirme.

Akisa stammt aus einem Dorf, lebt mittlerweile in Nairobi und hat sich eine Veranstaltungsfirma aufgebaut. Sie unterhält eine heimliche Affäre mit dem Ex-Leibwächter Max, der mit der Firmenchefin Vivienne Sibala verheiratet ist. Sibalas Bergbaukonzern Eco Rock steckt in einer Krise, die sie mit illegalen Geschäften zu überbrücken versucht. Für den Unternehmenszweig ist Max zuständig, doch er wird betrogen.

Den Kontakt zu ihren Eltern hat Akisa abgebrochen – sie hatte als Jugendliche einen Sohn geboren, der ihr vom Vater entrissen wurde. Später erklärte man ihr, der Junge sei gestorben. Dennoch fährt sie in die Heimat, als sie hört, dass der Vater krank sei. Er stirbt kurz nach ihrer Ankunft. Akisa und ihre Mutter Esther kümmern sich um die Beerdigung. Die soll traditionsgemäß auf eigenem Boden stattfinden, aber einige Dörfler sind dagegen. Sie möchten das Land an Eco Rock verkaufen, das nach der Entdeckung einer Goldader seinen nahe gelegenen Tagebau auszuweiten trachtet. Beim Grundstückserwerb ist man nicht zimperlich. Als einer der wenigen stemmt sich Akisas Jugendfreund Kyalo gegen die Landräuber.

Über die Streamingdienste sind bereits afrikanische, vor allem nigerianische Serien global zugänglich geworden. Vivian Nneka Nwajiaku von Afrocritik.com moniert, dass dort westliche Muster nachgeahmt werden. Sie spricht von »unbedeutenden Netflix-Nollywood-Produktionen«. »Country Queen«, auf Fortsetzung angelegt, unterscheidet sich von diesen Unterhaltungsserien durch die intervenierende Haltung. Korruption ist eines der zentralen Themen, und es wird differenziert ausgearbeitet. Nicht immer ist Habgier der Grund für verwerfliches Verhalten, wie überhaupt noch den ruchlosesten Gestalten Tragik zugebilligt wird. Vivienne Sibala ist ein skrupelloses Biest, doch sie hat eine Vorgeschichte: Von ihrem früheren Mann wurde sie so heftig misshandelt, dass sie drei Fehlgeburten erlitt.

Das vierköpfige Regieteam spielt die Reize von Nairobis elitären Milieus genüsslich aus, kontrastiert sie mit beinahe dokumentarischen Bildern von ausgebeuteten Kindern und lässt noch Raum für ein wenig magischen Realismus. Eine aparte Mixtur, die nicht zuletzt dank einer überzeugenden Schauspielriege im Großen und Ganzen funktioniert.

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