DVD-Tipp: »Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo« (1981)

»Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo« (1981). © EuroVideo

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Helden für einen Tag

Uli Edels Verfilmung des Sachbuchs um die drogenabhängige Christiane F. war lange Zeit etwas in Vergessenheit geraten und lag in Deutschland auch nur auf einer bescheidenen DVD-Ausgabe ohne Extras vor. Dabei war es der Kultfilm zu Beginn der 1980er Jahre, national wie international ein Riesenerfolg mit 4,7 Millionen Zuschauern in Deutschland, aber auch 2,8 Millionen in Frankreich beispielsweise.

Nun liegt dieser Film 40 Jahre nach seiner Entstehung in bestechend klaren Bildern als Mediabook (Bluray + DVD) wieder vor. Beim Wiedersehen überzeugt »Christiane F.« nicht nur erneut als beklemmendes und bestürzendes Porträt einer verlorenen Generation Westberliner Jugendlicher, sondern erinnert auch an die Insel Westberlin mit ihrem ganz speziellen Lebensgefühl. Der Soundtrack mit neun David-Bowie-Songs bekommt so die Funktion einer melancholischen Hymne, die heute wie ein Abgesang auf eine vergessene Metropole wirkt.

Es ist aber auch ein Film, der vor allem durch seine jugendlichen Hauptdarsteller/innen punktet. Natja Brunckhorst war bei den Dreharbeiten 1980 wirklich erst 13 Jahre alt, Thomas Haustein, der ihre große Liebe Detlef spielt, erst 15. Auch alle anderen Protagonisten wirken wie echte Teenager, die durch ihre Schnoddrigkeit und gelegentlich zur Schau gestellte Coolness überzeugen. Auch wenn die Amazon-Serie im Vorjahr zu Unrecht oft einseitig verrissen wurde, so konnte sie in puncto Authentizität und Glaubwürdigkeit aus zwei Gründen nicht mit der Verfilmung von Uli Edel mithalten: Das alte Westberlin ließ sich nicht mehr nachstellen, und die Darsteller/innen waren eben keine Jugendlichen, sondern bereits junge Erwachsene.  

Das Mediabook ist durchaus schön geworden mit seinem ausführlichen Buchteil und den hochwertigen Fotos. Der Text von Autor Stefan Jung überhöht intellektuell ein wenig diesen doch bodenständigen Film, der gerade durch seine Direktheit überzeugt. Im Audiokommentar wartet Uli Edel als unterhaltsamer Anekdoten­erzähler auf, und Natja Brunckhorst lässt den Film und ihre Karriere aus heutiger Sicht Revue passieren.


VÖ: 7. April 2022

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