TVNOW: »The Fosters«

»The Fosters« (Staffel 1, 2013). © Walt Disney / ABC Family

»The Fosters« (Staffel 1, 2013). © Walt Disney / ABC Family

Fünf Kinder, zwei Mütter

Die Dreharbeiten zu »The Fosters« standen erst noch bevor, als bereits Widerspruch angemeldet wurde. Die christlich-radikale Webseite »One Million Moms« zürnte heftig, weil von einem Patchwork-Haushalt erzählt werden sollte, der aus zwei lesbischen Müttern, einem leiblichen Sohn, zwei Adoptiv- und zwei Pflegekindern bestand. Verwirrt fragten die Autoren der Angriffe, wie die Zeugung eines biologischen Kindes durch zwei lesbische Mütter wohl erklärt werden würde.

Sieben Monate später kam die Antwort. Stef Foster (Teri Polo) ist geschieden und hat einen Sohn mit ihrem Ex-Mann Mike (Danny Nucci). Ihr lesbisches Coming-out ereignete sich erst im Erwachsenenalter. Mittlerweile lebt sie mit Lena Adams (Sherri Saum) zusammen, einer stellvertretenden Schulleiterin. Stef arbeitet wie ihr Mann bei der Polizei im Streifendienst.

Ob Familie oder Beruf, die Fosters sind auf Turbulenzen abonniert. Ein befreundeter Jugendpfleger bittet Lena, vorübergehend die eben aus der Jugendhaft entlassene, noch von einer Prügelei gezeichnete Callie (Maia Mitchell) aufzunehmen. Zögerlich willigt Lena ein.

Man muss zusammenrücken im Hause Foster, denn nachdem Callie ihren kleinen Bruder Jude (Hayden Byerly) aus der Gewalt eines brutalen Pflegevaters befreien kann, findet auch Jude bei den Fosters ein neues Zuhause. Stef, zunächst nicht über den Neuzugang informiert, reagiert nachsichtig: »Ich weiß, dass du es aus reiner Herzensgüte getan hast. Und deswegen kann ich nicht sauer sein.« Lena ulkt: »Schmalzalarm«.

Der wird noch öfter ausgerufen im Verlauf der fünf Staffeln. »The Fosters« entstand im Auftrag des Disney-Senders ABC Family (seit 2016 Freeform) und folgt, nomen est omen, dramaturgisch dem Muster der klassischen US-Familienserie. Inhaltlich folgten die Autoren Peter Paige und Bradley Bredeweg gemäß dem damaligen Senderslogan »A New Kind of Family« neuen Wegen.

Ursprünglich hatten sie eine Serie um ein schwules Väterpaar geplant. Doch die Konstellation gab es bereits in »Modern Family« beim Hauptsender ABC und in »The New Normal« auf NBC. Zwar waren auch lesbische Mütter in US-Serien schon vertreten, aber nicht als Hauptfiguren. Nuyorican Productions, das Unternehmen der Entertainerin Jennifer Lopez, übernahm die Produktion. Eine mutige Entscheidung – die Boykottkampagne streng konservativer Kreise ließ nicht lange auf sich warten. ABC Family aber blieb standhaft.

Getreu den Gesetzen des seriellen Melodrams, vulgo Soap Opera, gerät die Erzählweise mitunter sehr gefühlig. Eine Konzession an die Ausrichtung des Senders und sein Publikum. Das Sentiment wird dabei schlüssig aus den Situationen entwickelt und wirkt ehrlich, zumal bei den pubertätsgeplagten Teenagern. Die Zugänglichkeit des Genres und die gewinnenden, einfühlsam gezeichneten Figuren erlauben den Autoren, eine Fülle zeitkritischer Themen anzusprechen: Diskriminierung, Polizeiskandale, Geschlechterrollen, die Privatisierung von Schulen, Einwandererpolitik, ADHS, Kindesmissbrauch, Homophobie.

Das Publikum erlebt, wie die Kinder groß werden. Buchstäblich. Callie, anfangs schmerzerfüllt und scheu, reift im Verlauf der fünf Staffeln, absolviert erfolgreich ein Jurastudium. Wie es mit ihr weitergeht, erzählt der mondänere Serienab­leger »Good Trouble«. Jude findet seine sexuelle Identität, die Zwillinge Jesus (Jake T. Austin/ab 2015 Noah Centineo) und Mariana (Cierra Ramirez) erkunden ihre hispanische Herkunft. Hoch- und Popkulturanspielungen von Kafka bis zur »Brady Bunch« bereichern die Kapitel. Ironie gehört zum Programm.

Bei den Emmys wurde die Serie ignoriert. Aber vielleicht zählt mehr, was Sherry Saum in Beth Ryns Dokumentarfilm »Feeling Seen« berichtet: Das Team erhielt Dankbarkeitsbekundungen von Frauen, die sich, gestützt von dieser Serie, ihren Eltern gegenüber endlich öffnen konnten.

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