Streaming-Tipp: »Lupin«

»Lupin« (Serie, 2021). © Emmanuel Guimier / Netflix

»Lupin« (Serie, 2021). © Emmanuel Guimier / Netflix

Ein Fan

Einen literarischen Krimiklassiker nehmen und mit Witz und Tempo für die Gegenwart aufmotzen – warum sollte das nur in Großbritannien funktionieren? Zehn Jahre, nachdem das Rezept bei »Sherlock« bestens aufging (und Benedict Cumberbatch zum Star machte), knüpft man sich bei Netflix nun den französischen Meisterdieb Arsène Lupin vor, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in 20 Romanen von Maurice Leblanc (und später in Adaptionen von Hollywood bis Animé) seine Abenteuer bestand.

In der Serie »Lupin« nun, deren zehnteilige erste Staffel in zwei Blöcken zu sehen sein wird (der zweite folgt in einigen Monaten), steht allerdings nicht Leblancs Schöpfung im Zentrum, sondern ein gewisser Assane Diop (als Erwachsener gespielt von Omar Sy). Als Junge bekam er von seinem aus dem Senegal stammenden Vater einen der Lupin-Romane geschenkt und wurde Fan. Jahre später dienen ihm die Fälle als Inspiration in seinen Bemühungen um Rache und Wiedergutmachung. Denn sein Vater wurde einst zu Unrecht eines Collierdiebstahls verdächtigt und nahm sich im Gefängnis das Leben.

So stellt den Serienauftakt dann auch gleich ein spektakulärer Heist dar, als eben jenes teure Schmuckstück wieder auftaucht und im Louvre versteigert werden soll. Und ganz gleich, was Diop – der selbst Vater eines Sohnes ist, dem er die Lupin-Liebe weiterzugeben versucht – plant, ist der selbst ernannte Gentleman stets cleverer und geschickter als alle anderen. Wäre da nicht unter den Ermittlern ein Fan der Leblanc-Geschichten, dem irgendwann auffällt, dass Arsène Lupin der gemeinsame Nenner zwischen diversen ungeklärten Verbrechen sein könnte.

Die Regie der Pilotfolge übernahm der actionerfahrene Louis Leterrier (»The Transporter«), doch hauptverantwortlich für die flotte und aufwendig produzierte Hochglanzunterhaltung, die »Lupin« zu bieten hat, ist interessanterweise kein Franzose, sondern der Brite George Kay, der zuletzt auch die Verhörserie »Criminal« schuf. Die Übertragung der literarischen Vorlage in die heutige Zeit gelingt ihm erstaunlich leichtfüßig, auch und gerade dank der Meta- sowie zweier Zeitebenen. Die Hauptrolle mit Omar Sy zu besetzen erweist sich obendrein als doppelter Coup. Nicht nur ist auf dessen Charisma wie gewohnt Verlass, sondern sie ermöglicht der Serie eine gesellschaftspolitische Relevanz durch eine wiederkehrende, oft subtile Kommentierung von Alltagsrassismus.

Was »Lupin« fehlt, ist ein bisschen Biss oder ein wenig von der Exzentrik und der Abgründigkeit, die etwa »Sherlock« oder vor allem »Killing Eve«, wo Kay auch als Autor mitwirkte, auszeichneten. So nämlich bleibt die Serie, zu deren Ensemble übrigens auch Ludivine Sagnier, Nicole Garcia und Clotilde Hesme gehören, in ihrer heiter-gewaltfreien Familienfreundlichkeit ein bisschen zu glatt und harmlos, um dauerhaft Eindruck zu hinterlassen. Kurzweiligen, altmodischen Spaß für alle Fans von »Ocean's Eleven« und Co. bietet sie aber allemal.

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