Film des Monats August: »The Father«

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Empfohlen von der Jury der Evangelischen Filmarbeit

Anthony (Anthony Hopkins) glaubt, er sei bestens in der Lage, sein Leben eigenverantwortlich zu meistern. Geboren an einem Freitag, dem 31. Dezember 1937, wie er korrekt anzugeben weiß, lebt der verwitwete Ingenieur im Ruhestand mit seiner Tochter Anne (Olivia Colman) in einer komfortablen, weitläufigen Altbauwohnung in London. Als Anne ihrem Vater eröffnet, sie werde nach Paris ziehen, weil sie einen Mann kennengelernt habe, mit dem sie leben wolle, fühlt sich der Vater durch die Aussicht auf die Veränderung seiner Lebensumstände verunsichert. Anne will ihren Vater in guter Obhut wissen. Doch das ist kein leichtes Unterfangen. Denn Anthony, der auch im hohen Alter noch seinen Charme zu versprühen weiß, bringt es fertig, eine Pflegekraft nach der anderen zu vergraulen. Mit verletzenden Bemerkungen oder der haltlosen Verdächtigung, man habe ihm seine Armbanduhr gestohlen. 

Das Drehbuch über eine Vater-Tochter-Beziehung und den Umgang mit der Demenz des Vaters basiert auf dem gleich­namigen Theaterstück des französischen Regisseurs Florian Zeller. Für die Adaption erhielten er und sein Co-Autor Christopher Hampton einen Oscar. »The Father« ist Zellers erster Spielfilm. Anthony Hopkins wurde für seine eindrucksvolle ­Leistung zu Recht mit dem Oscar ausgezeichnet. Der bewegende Film dürfte vielen Zuschauer*innen aus dem Herzen sprechen, die mit den eigenen Eltern Ähnliches erleben. Was »The Father« einzigartig macht gegenüber anderen Spielfilmen zum Thema Demenz, ist das geschickt inszenierte Verwirr­spiel. Unterschiedliche Realitäts­ebenen schieben sich ineinander, analog des mentalen Verfalls des Protagonisten, der sich gegen Ende nicht mehr erinnert, wer er selbst ist. Für ihn hat die Wirklichkeit ihre Zu­verlässigkeit eingebüßt. Vermittels der Dramaturgie wird die Verwirrung über die unterschiedlichen Realitätsebenen des Geschehens wirkungsvoll auf den/die Zuschauer*in übertragen.

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