DVD-Tipp: »KLK an PTX – Die rote Kapelle« (1970)

»KLK an PTX« (1970). © Defa-Stiftung. Foto: Jörg Erkens und Peter Dietrich

»KLK an PTX« (1970). © Defa-Stiftung. Foto: Jörg Erkens und Peter Dietrich

Propaganda

Im kürzlich in den Kinos gelaufenen Dokumentarfilm »Die rote Kapelle« erzählte Regisseur Carl-Ludwig Rettinger seine Geschichte über das Netzwerk von Nazigegnern in Deutschland auch mit Ausschnitten aus zwei Fiktionen: der westdeutschen TV-Serie von 1971 und des DDR-Spielfilms »KLK an PTX – Die rote Kapelle« von 1970. Diese Prestigeproduktion ist nun in einer restaurierten Fassung pünktlich zum 75. Jahrestag der DEFA auf Blu-ray und DVD erschienen. 

Optisch sehr ansprechend und als einer der wenigen DEFA-Filme auf 70 mm gedreht, gelingen dem Werk des Regisseurs und langjährigen Kameramanns Horst E. Brandt vor allem in den Totalen zum Teil beeindruckende Bildkompositionen. Dann setzt er ein noch unzerstörtes Berlin zwischen 1932 und 1942 in Szene, das sich zunehmend in eine Metropole zwischen Naziherrschaft und Widerstand verwandelt. Problematischer dagegen sind die betuliche Erzählweise und hölzerne, deklamierte Dialoge. 

So bleibt ein in die Jahre gekommener Propagandafilm. Ralf Schenk hat in seinem sehr aufschlussreichen Booklet vor allem die Entstehungsgeschichte und Unterstützung durch das Ministerium für Staatssicherheit thematisiert. Man hatte bei Partei und MfS klare Vorstellungen, die real nicht existierende führende Rolle der Kommunistischen Partei herauszuarbeiten. Besonders misslungen ist vor allem die Figur des überzeugten Kommunisten John Sieg, der von Günther Simon verkörpert wird. Komplexer gestaltet und auch besser gespielt sind dann die Widerstandskämpfer Arvid Harnack (Horst Drinda) oder Hans Coppi (Manfred Karge). 

Es gelingt dem ambitionierten Werk nie, den Zuschauer emotional zu packen. Die historischen Ereignisse wirken aneinandergereiht, die strategischen Fehler der Sowjets und Stalins werden vertuscht, und nicht einmal die Verfolgung und den tragischen Tod der Widerständler reizt man filmisch aus. Kein Wunder, dass das zahlende DDR-Publikum zunächst fortblieb und man ein Millionenpublikum nur durch Schulklassen und organisierte Filmaufführungen erreichte. 

 

VÖ: 2. Juli 2021

KLK an PTX DDR 1970 R: Horst E. Brandt. Anbieter: Filmjuwelen.

Bestellmöglichkeit (DVD/Blu-ray)

 

 

Trailer

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