Buch-Tipp: »Norbert Aping: Es darf gelacht werden.«

Oliver Hardy und Stan Laurel in »The Music Box« (1932)

Oliver Hardy und Stan Laurel in »The Music Box« (1932)

Das Erbe der Komiker

Es gilt für Musik, Kino und Fernsehen: Womit man aufwächst, das bleibt haften, das will man in späteren Jahren wiedererleben und besitzen – ein »Wiedersehen mit Gestern« eben. So lautete 1960 der Titel einer der ersten bundesdeutschen TV-Serien mit Slapstickfilmen. »Es darf gelacht werden«, »Väter der Klamotte« oder »Zwei Herren Dick und Doof« waren nur einige der zahlreichen weiteren Serien, die die originalen Stummfilme in meist veränderten Schnittfassungen und unterlegt mit einem launigen Kommentar (in späteren Jahren oft von dem Kabarettisten Hans-­Dieter Hüsch) verbanden. Letzteren empfand ich schon damals als eher nervtötend, aber nach der Lektüre dieses Buches weiß ich zumindest, in welcher Tradition er steht. Der einleitende Text spannt auf 70 Seiten den Bogen von den Stummfilmvorführungen mit Livekommentaren, die sich schon bis 1903 (Ferdinand Althoffs »Kinozirkus«) bzw. 1925 (der Sammler Walter Jerven) zurückverfolgen lassen, bis zu deren Wiederbelebung nach 1945 etwa durch Werner Schwier, der seit Beginn der 50er Jahre als Filmerklärer live mit Stummfilmen auftrat und dessen Sendereihe »Es darf gelacht werden« ab 1961 Einschaltquoten von bis zu 80 Prozent verbuchen konnte. Dass das Ganze nicht nur der Renaissance eines Kapitels vergessener Filmgeschichte diente, sondern auch einen kommerziellen Aspekt hatte, erklärt sich aus der Rechtelage der Filme. Hier kommt der Filmhändler und Medienunternehmer Leo Kirch ins Spiel, der sich diese Filme durch die Erstellung eigener Fassungen einverleibte und dann ans Fernsehen verkaufte. 

Wer heute die kurzen Filme von Chaplin, Keaton oder Charley Chase in integralen Fassungen auf DVD besitzt, mag über TV-Fassungen die Nase rümpfen – dass es ein Interesse auch daran gibt, belegen mehrere DVD-Veröffentlichungen der letzten Zeit. Dem Autor Norbert Aping, der bei Schüren bereits Bücher über Laurel & Hardy und Charlie Chaplin veröffentlicht hat, ist einmal mehr ein Buch gelungen, das durch akribische Recherchen besticht (von Aktenstudien über die Auswertung von Programmankündigungen und –zeitschriften und der Zuschauerforschung bis zu Interviews), vor denen man den Hut ziehen muss. Was Aping, Jahrgang 1952 und ehemaliger Amtsgerichtsleiter, hier geleistet hat, ist ein weiterer Triumph privaten Sammelns und Forschens.  

 

Norbert Aping: Es darf gelacht werden. Von Männern ohne Nerven und Vätern der Klamotte. Lexikon der deutschen TV-Slapstickserien Ost und West. Schüren Verlag, Marburg 2021. 432 S., 28 €.

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