Regie ist das Gegenteil von Quote

Unsere "Steile These" des Monats Dezember
Haifaa Al-Mansour

© Tobias Kownatzki/Razor Film

Bei einem Mittagessen mit Brian De Palma in Berlin schaute dieser nur kurz auf die umfangreiche Speisekarte, bevor er sie zuklappte. Ob er bereits wisse, was er wolle, fragte ich. »Ich bin Regisseur«, beschied er mir, »ich treffe schnelle Entscheidungen.« Ich war beeindruckt und beeilte mich meinerseits mit der Bestellung. Viel später erst fiel mir ein, dass er wahrscheinlich überall in Berlin auf Verdacht Wiener Schnitzel bestellt, aber da hätte ich ihn sogar in vollkommener Unkenntnis seines Werks längst für einen Profi gehalten.

Kompetenz ist immer auch Simulation, sie kann und darf sich nicht darauf beschränken, aber wer von Berufs wegen andere Menschen dazu bringen muss, zu tun, was er will, der muss schnell, genau und autoritär seinen Claim abstecken können. Und wenn Er eine Sie ist, erst recht. Denn mit den vielbeschworenen soft skills bekommt man keinen Job, in dem Hardball gespielt wird. Wie zum Beispiel den Regiejob, der nunmehr mittels Quote der Gleichberechtigung unterstellt werden soll. Ja, Parteien haben sie, die DAX-Vorstände kriegen sie, die Journalisten fordern sie, und die Kanzlerin hat auch nichts mehr dagegen. Es ist natürlich überhaupt keine Frage, dass Frauen Regie führen dürfen müssen. Dürfen sie ja auch. Bloß nicht genug. Und nicht ausreichend budgetiert. Und nicht genug unterstützt.

Der Regieberuf jedoch besteht wesentlich darin, sich seiner Sache und seiner Ideen sicher zu sein (oder es bestmöglich vortäuschen zu können), anderen Leuten zu sagen, was sie zu tun haben, und den Kopf dafür hinzuhalten, wenn man sich geirrt hat. Diese Qualitäten braucht es auch, um an Regiejobs zu kommen. Wer sie nicht hat, wird sie auch nicht am mittels Quote ermöglichten Arbeitseinsatz am Set entwickeln, um dort gegebenfalls eben diese Parameter zu seinen eigenen Gunsten und Präferenzen ändern zu können. Muss ja am Ende nicht immer Schnitzel sein. Bestellen kann man auch vegan, sobald man das Heft in der Hand hat. Ob das nun auf der Karte steht oder nicht.

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