Die Nominierungen für den 64. Deutschen Filmpreis

Sam Riley in "Das Finstere Tal" (2014)

"Das Finstere Tal" (2014) © X-Verleih

Ganz viel Heimat, dunkle Geheimnisse und einer, mit dem man trotzdem lacht

Am Freitag, den 28.03.2014 gab Kulturstaatsministerin Monika Grütters in der deutschen Kinemathek zusammen mit der Präsidentin der Deutschen Filmakademie Iris Berben und Vorstandsmitglied Christiane Paul die Nominierungen für den 64. Deutschen Filmpreis 2014 in 16 Preiskategorien bekannt.

Die Verleihung des Deutschen Filmpreises, der als die renommierteste und höchst dotierte kulturelle Auszeichnung unseres Landes gilt, findet am 9. Mai nach elf Jahren erstmals wieder im Berliner Tempodrom statt. Doch wie Grütters betonte, dürften sich nicht erst die Gewinner des begehrten Kulturpreises freuen, sondern alle Nominierten, denn „schon eine Nominierung zum Deutschen Filmpreis ist […] eine große Anerkennung und ein entscheidender Schritt zur Auszeichnung mit dem renommierten Preis.“ Zuvor präsentiert das LOLA-Festival die nominierten Filme und ihre Macher der Öffentlichkeit.

Finster sind die Aussichten für alle Nominierten also keinesfalls, selbst wenn es dieses Jahr nicht für eine der goldenen Lolas reichen sollte. Betrachtet man die Auswahl der nominierten Spielfilme für den "Besten Film", wird das Lola-Festival allem Anschein nach dennoch von einer düsteren, um nicht zu sagen finsteren Stimmung dominiert sein. So wurde die österreichisch-deutsche Literaturadaption Das finstere Tal von Andreas Prochaska gleich neunmal für eine Lola nominiert und ist damit großer Favorit. Die Geschichte des düsteren  Alpendorfs mit seinem noch düsteren Geheimnis scheint den cineastischen Nerv der Zeit getroffen zu haben. Der 5-fach nominierte Debütfilm Finsterworld von Frauke Finsterwalder kommt inhaltlich nicht weniger finster daher. In 12 teilweise miteinander verwobenen Handlungssträngen durchschreitet der Zuschauer auch in diesem Film "ein finsteres Tal", das hier allerdings quer durch "die typisch deutschen Befindlichkeiten" sämtlicher Generation führt. Edgar Reitz‘ 6-fach nominiertes Auswanderer-Epos Die andere Heimat, den die Leser von epd Film zum besten deutschen Film des Jahres 2013 kürten, lässt hingegen trotz der vorherrschenden Schwarz-Weiß-Bilder Raum für bunt-blühende Sehnsucht und Fantasie inmitten der dunklen Lebensrealität der Protagonisten im 19. Jahrhundert. Ebenfalls mehrfach nominiert ist das Familiendrama Zwei Leben von Georg Maas, das den Bogen schlägt von der Nazi- in die Nachwendezeit.  Eine willkommene Abwechslung zu den üblichen Sehgewohnheiten bietet der Mumblecore-Film Love Steaks von Jakob Lass, nominiert als bester Film, der mit erfrischenden, improvisierten Dialogen und einer Do-it-yourself-Ästhetik besticht.

Gänzlich heraus sticht Bora Dagtekins Fack ju Göhte unter den Nominierten für den Besten Film. So geht es in der rasanten, witzig-frechen Schulkomödie zwar auch irgendwie um (unsere) Heimat und die dunkle Vergangenheit der Hauptfigur, doch auf eine Art und Weise, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnte. Ob auch eine vorhersehbare Handlung, die jedoch jede Menge herzhafter Lacher im Gepäck hat, den renommiertesten deutschen Filmpreis "verdient hat", mag umstritten sein; der unumstrittene deutsche Kassenschlager des Jahres war Fack ju Göhte in jedem Fall. Fraglich bleibt, warum Dietrich Brüggemanns Kreuzweg und Philip Grönings Die Frau des Polizisten in keiner der Preiskategorien auftauchen, zwei der vielleicht mutigsten und herausragendsten Filme diesen Jahres. Fraglich ist auch, warum bei den Hauptdarstellern keiner der großartigen Akteure von Die andere Heimat dabei ist, die noch bei den Filmfestspielen in Venedig einen zwanzig-minütigen Applaus bekamen? Die Antworten auf diese und andere Fragen bleiben wohl das finstere Geheimnis der deutschen Filmakademie.

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