Kritik zu Wonder Woman

© Universal Pictures

Eine Amazone im ersten Weltkrieg: Das Kino-Universum der DC-Superhelden bekommt seinen ersten Eintrag mit weiblicher Heldin unter weiblicher Regie

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Die erste halbe Stunde des neuesten Eintrags in das »Cinematic Universe« der Comic-Schmiede DC dürfte mehr Kitsch und Camp aufeinandertürmen als irgendein Blockbuster der jüngeren Vergangenheit: »Wonder Woman« beginnt auf einer mythischen Insel, die von spärlich bekleideten Kriegerinnen, den Amazonen, bewohnt wird; von Zeus beauftragt, die Menschen vor Ares, dem Gott des Krieges zu beschützen, führen sie ein friedliches, aber gänzlich auf kämpferische Ausbildung ausgerichtetes Leben. Eines Tages zerplatzt die Blase, welche die traumhafte, mediterran anmutende Insel umgibt – ein amerikanischer Spion stürzt mit seiner Propellermaschine ins Meer und plötzlich heißt es: »Die Deutschen kommen!« Was folgt, ist ein hervorragend choreographierter, aber an Absurdität wohl kaum zu überbietender Kampf zwischen einer Brigade deutscher Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg und einer Horde Amazonen mit Pfeil und Bogen.

»Wonder Woman« (2017). © Warner Bros. Pictures

Daraufhin zieht Diana (Gal Gadot), die Tochter der Amazonen-Königin, hinaus in die Welt der Menschen mit keinem geringeren Anspruch, als den Weltkrieg zu beenden, hinter dessen Gräueln sie besagten Kriegsgott vermutet. So beginnt die »Origin Story« von Wonder Woman, einer DC-Figur, die in den 40er Jahren mit dem expliziten Ziel erfunden wurde, eine positive Identifikationsfläche für weibliche Leserinnen zu schaffen. Eine ähnliche Absicht mag auch hinter dieser Neuverfilmung von Regisseurin Patty Jenkins (»Monster«) stecken – die Kino-Universen von sowohl Marvel als auch DC sind schließlich ohne Zweifel regelrechte »Boys Clubs«, in denen die spärlich gesäten weiblichen Figuren wie Scarlett Johanssons Black Widow eher als »Eye Candy« für das männliche Nerd-Publikum fungieren. Ob es Jenkins und dem unvermeidlichen Produzenten Zack Snyder aber gelingen wird, mit diesem Film neue Zuschauerinnen für das Comic-Genre zu gewinnen, bleibt abzuwarten.

»Wonder Woman« (2017). © Warner Bros. Pictures

Ein Glücksgriff ist ihnen ohne Frage mit der Besetzung der israelischen Schauspielerin Gal Gadot gelungen, die nicht nur die beinharten Actionszenen in den Schützengräben meistert, sondern vor allem auch in den humoristischen Momenten überzeugt, die aus Dianas Unkenntnis der »echten« Welt entstehen – auch wenn sich die Macher hier reichlich bei Marvels erstem »Thor«-Film bedienen. Gadot trägt diesen Film, der nach dem fulminant trashigen Auftakt in den typischen, düsteren Hochglanz-Look schaltet, mit dem man vor allem Snyders Filme assoziiert. Einen weiteren Pluspunkt hat dieses ansonsten also recht formelhafte, zweieinhalbstündige CGI-Opus außerdem noch zu bieten: Eine gelungene Bösewichtin in Gestalt einer sadistischen deutschen Chemikerin verkörpert von Almodóvar-Liebling Elena Anaya. Es ist schade, dass diese innovativen Ansätze am Ende doch wieder unter einer Snyder'schen Materialschlacht erstickt werden; wie schon der fürchterliche »Man of Steel« mündet »Wonder Woman« darin, dass sich zwei übermenschliche Wesen mit Autos und Stahlträgern bewerfen – was bereits nach wenigen Minuten einfach nur ermüdet.

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