Kritik zu Shanghai

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Den brodelnden Moloch Shanghai im Jahr 1941 für die Leinwand zu rekonstruieren, muss eine attraktive Herausforderung sein. Mikael Håfströms Agententhriller verschießt mehr Pulver für Schaueffekte als für seine Macht-, Mord- und Liebesgeschichte

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Dass das Shanghai der 40er Jahre in autonome Territorien der Alliierten geteilt war und Tausende von Flüchtlingen aus Nazi-Österreich ab 1938 dort im Exil lebten, spielt in dieser amerikanisch-chinesischen Koproduktion keine Rolle. Wichtiger ist dem britischen Scriptautor Hossein Amini eine Liebes- und Hasskonstellation, die den Kampf zwischen den brutalen japanischen Eroberern der Stadt und ihren konspirativen Gegnern vom nationalistischen chinesischen Widerstand in den Mittelpunkt rückt. Die detektivische Figur zwischen den Fronten ist Paul Soames, ein amerikanischer Journalist und Undercoveragent (John Cusack), der den Mord an einem Freund aufklären will, eine entsagungsvolle Romanze mit der chinesischen Widerstandskönigin Anna (Gong Li) erlebt und im Übrigen mit seiner Entdeckung des bevorstehenden japanischen Angriff auf Pearl Harbour nicht bis zur amerikanischen Armeeführung durchdringt. John Cusack gibt den smarten Beau und gutherzigen Verlierer, Gong Li die rätselhaft coole Schönheit Anna, die edelmütig den Partisanenkampf über die Liebe stellt. Chow Yun-Fat sorgt als gockelhafter Triadenchef und Annas Gatte für unangenehme Verwicklungen, seine Geschäfte in der Drogen-, Spielhöllen- und Abenteuermetropole Shanghai sind ohne den cholerischen japanischen Stadthäuptling Colonel Tanaka (Ken Watanabe) in Gefahr. Franka Potente als Soames’ deutsche Exgeliebte macht in einer Minirolle eine unglückliche Figur.

»Auf den Einzelnen kommt es nicht an«, dieser Merksatz über den Umgangston in Shanghais Schauerwelt wird durch zahlreiche aufgeschlitzte Kehlen und herumfliegende Körperteile bunt illustriert. Doch im Kontrast dazu setzt sich das romantische Genregesetz durch: Colonel Tanakas Liebe zu der jammernden und schwitzenden Jokerfigur Sumiko (Rinko Kikuchi), einer Doppelagentin auf Drogenentzug, spitzt die Ereignisse in einem regennassen Hinterhof zum ultimativen Showdown zu.

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