Kritik zu Salt and Fire

© Camino Filmverleih

Veronica Ferres, Gael García Bernal und Michael Shannon verkörpern die Akteure der verschiedenen Seiten im Umweltdrama von Altmeister Werner Herzog

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Jahrzehntelang drehte sich in den Filmen von Werner Herzog alles um getriebene Männer, seit neuestem hat er seine Vorliebe für die Geschichten blonder Frauen in der Wüste entdeckt. Nach Nicole Kidman als »Queen of the Desert« gerät nun Veronica Ferres in die fiktive lateinamerikanische Salzwüste Diablo Blanco, vertreten von der natürlichen bolivianischen Salar de Uyuni. Thematisch bleibt Herzog also seinem großen Thema treu, dem archaischen Kampf des Menschen gegen die Urgewalten der Natur, die hier allerdings ein Resultat menschlicher Umweltsünden sind. Aus der Balance ist dabei jedoch nicht nur die Natur geraten, sondern auch der ganze Film, mit bizarrer Konstruktion, krudem Genremix, hölzernen Dialogen und unwahrhaftig agierenden Schauspielern, angefangen mit Veronica Ferres, der man die hochkarätige Wissenschaftlerin, die sie hier verkörpern soll, nicht wirklich abnimmt.

Den Schauplatz einer Kurzgeschichte des Journalisten und Schriftstellers Tom Bissell hat Herzog vom Aral in Kasachstan in die bolivianische Wüste verlegt. Zusammen mit ihren Kollegen Dr. Cavani (Gael García Bernal) und Dr. Meier (Volker Michalowski) reist Frau Professor Laura Sommerfeld in ein unbenanntes lateinamerikanisches Land, um im Auftrag der Vereinten Nationen die Folgen einer Umweltkatastrophe zu analysieren. Bei der Ankunft im menschenleeren Flughafen wird sie mit ihrem Team von einer schwarz vermummten Einsatztruppe unter Leitung eines Drahtziehers im Rollstuhl (gespielt von dem Physiker Lawrence Krauss) in eine abgelegene Hazienda entführt: ein Terroranschlag? Lösegeldforderungen? Eine Videobotschaft mit Enthauptung vor laufender Kamera? Nein, der Manager (Michael Shannon) des internationalen Firmenkonsortiums, das die Umweltkatastrophe verschuldet hat, zwingt ihr eine Lehrstunde auf, denn statt seine Taten zu vertuschen, drängt er auf erbarmungslose Aufklärung. Hat man so auch noch nicht gehört. Wäre zwar wünschenswert, wirkt aber wie vieles in diesem seltsamen Filmkonstrukt eher an den Haaren herbeigezogen. Professor Sommerfeld wird von ihren mysteriös an Durchfall erkrankten Kollegen getrennt und dem Titel gemäß zwischen dem Salz der Wüste und dem drohenden Feuer eines Vulkans ausgesetzt, dessen möglicher Ausbruch allen Ernstes die gesamte Erde dem Untergang weiht. Ausgestattet mit Ausrüstung und Vorräten für eine Woche, soll sie die Auswirkungen der Umweltverbrechen zusammen mit zwei blinden Latino-Kindern am eigenen Leib erfahren. Umspült von einem unheilschwangeren New-Age-Electro-Sound diktiert Frau Professor lyrische Tagebuchtexte in ihr Tablet, das auch nach sieben Tagen keine Batterieschwäche zeigt.

Einziger Trost in dieser fürchterlichen Erzählwüste sind die atemraubend schönen Landschaftsbilder. Man kann nicht sagen, man sei nicht gewarnt worden, hat Herzog seinen Film doch selbst als Tagtraum beschrieben, der die Regeln des Kinos missachte. So findet im disparaten Konstrukt auch noch das Wandbild eines römischen Klosters Platz, dessen Bildmotiv sich mit dem Standpunkt des Betrachters wandelt: Alles scheinbar nur eine Frage der Perspektive.

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