Kritik zu Rogue One: A Star Wars Story

Trailer deutsch © Disney/Lucasfilm

2016
Original-Titel: 
Rogue One: A Star Wars Story
Filmstart in Deutschland: 
16.12.2016
L: 
133 Min
FSK: 
12

Der Sternenkrieg nimmt kein Ende. In »Rogue One: A Star Wars Story« nimmt es eine junge Rebellin mit dem Imperium auf

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Schnauf! Das schwere Atmen von Darth Vader ist im »Star Wars«-Universum fast noch unverzichtbarer als das elektrische Summen der Laserschwerter. Diese neue »Star Wars«-Auskoppelung will eine freiere Variante der kultigen Saga präsentieren. Doch Darth Vader, formerly known as Anakin Skywalker, ist zum Glück noch dabei. Was dagegen fehlt, sind z.B. Laserschwerter und Jedis. Kann das gut gehen?

Das neue Abenteuer ist angesiedelt zwischen Episode III – in der Darth Vader nach der Macht greift und das Imperium aufrüstet – und Episode IV, in der mit dem jungen Luke Skywalker ein neuer Hoffnungsträger der Rebellenallianz auftaucht. Technisch gesehen handelt es sich bei diesem Intermezzo um ein »Prequel«, doch dieses Wort wird von der Film-PR sorgsam vermieden. Dennoch wird in dem Film ein entscheidendes Detail behandelt, das schon im legendären »Star Wars«-Vorspann von 1977, in der in die Tiefe des Weltraums laufenden Chronik in Goldschrift, nachzulesen war: Rebellen gelingt es, die Baupläne für die fürchterlichste Waffe des Imperiums, den Todesstern, zu stehlen. 

In der bisher chaotischsten Zeitachse der Filmgeschichte wurde dieser erste »Star Wars«-Film mit drei Sequels und drei Prequels ausgebaut und in »Star Wars: Episode IV« umgetauft. Und da Disney 2012 nicht umsonst die Special-Effects-Schmiede Lucas-Film von »Star Wars«-Schöpfer George Lucas aufgekauft hat, scheint das Erweiterungspotential dieses Franchises so unerschöpflich wie die Zahl der Sterne im All, vergleichbar nur der endlosen Superheldenrevue der Marvel-Comic-Adaptionen. Schon sind zwei weitere durchnummerierte »Star Wars«-Fortsetzungen in Arbeit. »Rogue One« ist dagegen der Testlauf für eine »Star Wars-Anthologie«, in der in Einzelepisoden neue Orte und Figuren eingeführt werden sollen.

Mit Stars eher aus der zweiten Reihe und einer in sich geschlossenen Geschichte hat der Film ein wenig den Charakter einer Fingerübung. Der Brite Gareth Edwards (»Godzilla«) schlägt einerseits visuell die Brücke zum Original von 1977 und orientiert sich andererseits am dreckigen Realismus neuerer Kriegsfilme. »Black Hawk Down«, aber auch Vietnamkrieg-Filme und sogar »Zero Dark Thirty« kommen einem in den Sinn, wenn die Rebellentruppe mit ihrem schartigen Raumschiff in langwierige Bodengefechte gerät.

Im Zentrum steht im Einklang mit dem »diversity«-Zeitgeist eine aufsässige junge Frau, umgeben von einer auf den internationalen Markt ausgerichteten Truppe aus afroamerikanischen, asiatischen und Latino-Darstellern; CGI-Freaks à la Jabba the Hut sind dagegen spärlich gesät. Ganz im Sinne der »Star-Wars«-Tradition hat Jyn ein dickes Problem mit ihrem Vater. Er ist ein Wissenschaftler, der im Dienste des Imperiums den Todesstern konstruiert hat und also zur dunklen Seite der Macht übergelaufen scheint. Doch nicht nur Felicity Jones als raubauzige Rebellin gewinnt wenig Konturen; sie gehört mit ihrer ausnahmslos männlichen Truppe zum Fußvolk, zu den Desperados und Versprengten aus den Außenposten der Galaxie.

Wichtiger als die Charaktere sind die elegant choreographierten Actionszenen und die majestätisch anzusehenden intergalaktischen Schlachten. Anders als in manchem Vorgängerfilm werden digitale Kunststückchen ohne jede Penetranz demonstriert. Und wichtiger sind – immer die alte Leia! – auch die Vintage-Momente fürs kundige Fanpublikum. Via Pixel wird sogar ein Toter zum Leben erweckt.

Was dieser melancholischen Space-Opera abgeht, ist aber der zwischen erhaben und albern oszillierende Camp-Charme früherer Filme, das Laserschwertgefuchtel, der faule Jedi- und Hippie-Zauber; all der unabsichtliche Mehrwert, der die ersten »Star Wars«-Epen so erfolgreich machte. In diesem Fantasy-Getöse sorgt nur ein blinder Martial-Arts-Mönch für etwas Magie und ein ironischer Roboter für etwas Komik. Meist nimmt sich der Film mit all seinen byzantinischen Verwicklungen und seinem dem Genre inhärenten Mummenschanz sehr ernst. Dank Edwards weiträumiger Vermeidung von Eskapismus und Märchenhaftigkeit sind seine Sternenkrieger allzu erdenschwer geraten.

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