Kritik zu The Purge – Die Säuberung

© Universal Pictures

James DeMonacos Horrorfilm zeigt die USA im Jahre 2022: An einem Tag im Jahr setzt die Polizei ihre Arbeit aus. Wer immer ein Gewaltverbrechen begeht, kommt straffrei davon. Ethan Hawke spielt den Mann, dem das fast zum Verhängnis wird

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Kinofilme, die mit Bedeutung beeindrucken wollen, dauern heute länger als eineinhalb Stunden; wenn sie sich nicht sowieso über mehrere Fortsetzungen ziehen. Insofern wäre es falsch, von einer Kampfansage oder übermäßigem Geltungsbedarf zu sprechen bei James DeMonacos Horrorfilm The Purge – der ist nämlich in überschaubaren 85 Minuten vorüber.

Der Titel bezeichnet eine jährlich wiederkehrende Nacht in den USA des Jahres 2022, in der Polizei, Feuerwehr und Krankenhäuser keinen Dienst tun und kein begangenes Verbrechen geahndet wird. Eine Art Anarchie, die von den »neuen Gründungsvätern« als »Reinigung « verkauft wird: Die Kriminalitätsrate sei gesunken, die Arbeitslosenrate auch, das Land neugeboren, verkünden die Inserts zu Beginn des Films.

Der hält sich ausschließlich an die Familie des Sicherheitstechnikvertreters James Sandin (Ethan Hawke sehr glatt rasiert), der am Vorabend der »Purge«-Nacht zufrieden ob der guten Geschäfte in den Suburb nach Hause kehrt. Frau (Lena Headey) und Kinder benehmen sich so, wie Familien sich in Suburbs so verhalten: Das Essen steht auf dem Tisch, die fast erwachsene Tochter (Adelaide Kane) rebelliert durch Liebe zum falschen Freund (Tony Oller), der präpubertäre Sohn (Max Burkholder) lebt in merkwürdigen Fantasiewelten aus Technikspielzeug und Schrankzwischenräumen.

Als die Sirenen die »Purge«-Nacht anpfeifen, lässt Vater Sandin die teure Sicherheitstechnik runter, die genrebedingt aber nicht vor Schwierigkeiten schützt: Zum einen hat sich Tochters Freund ins Haus geschlichen, um gewaltsam um ein wenig Respekt anzuhalten. Zum anderen lässt der empfindsame Sohn ein durch die Gegend irrenden, erkennbar armen Fremden (Edwin Hodge) ins Haus, der dem Mob aus Nachbarn das Alibi zur Belagerung bietet. Am Ende geht es nur um den Kopf von James Sandin. Dem verübeln die Nachbarn den protzig ausgestellten Wohlstand, der auf ihrem Geld für die teure Sicherheitstechnik basiert. Darin steckt ein hübsches kapitalistisches Dilemma.

Das Durchs-Haus-Gejage erledigt DeMonaco nicht unbedingt mit übertriebenem Eifer. Für einen Horrorfilm lässt The Purge einiges aus, was an Spannung und Grusel möglich gewesen wäre. Auch philosophisch fährt DeMonaco mit angezogener Handbremse durch seinen Stoff – weder diskutiert der Film spieltheoretisch die verschiedenen Optionen, sich zur »Purge«-Nacht zu verhalten, noch teilt sich der angebliche gesellschaftliche Sinn des zeitlich limitierten Mordens mit.

Das bringt den Betrachter auf die Spur, dass man es mit einer Parodie auf die realen Verhältnisse in den USA zu tun haben könnte. Die besten Szenen des Films sind vielleicht jene Überwachungskamerabilder mit Gewaltaufnahmen aus der Wirklichkeit der USA unserer Tage, die am Anfang als Dokumentarmaterial für vergangene »Purge«-Nächte herhalten sollen. Für eine Parodie, durch die sich die Gegenwart (samt Sicherheitsindustrie) getroffen fühlen könnte, ist das allerdings etwas überschaubar.

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