Kritik zu Monster Summer

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David Henries Abenteuerfilm mit Mystery-Einschlag greift auf Märchenmuster zurück, um eine Mut machende Botschaft zu verbreiten – für Kinder und für ihr Begleitpersonal

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Im Jahr 1997 auf Martha's Vineyard, jener der Südküste von Cape Cod vorgelagerten Insel, auf der die Reichen gern urlauben: Die Welt scheint in Ordnung. Scheint. Denn es sind zwar keine digitalen Stressfaktoren wie Mobiltelefone und Computerbildschirme weit und breit zu sehen – stattdessen lesen die Leute, die auf den Veranden in Schaukelstühlen sitzen, Zeitungen –, doch Noah Reed wittert Unbill und beweist es. Noah, inspiriert und schwungvoll dargestellt von Schauspielnachwuchskraft Mason Thames (demnächst in »Drachenzähmen leicht gemacht«), ist ein liebenswürdiger Teenagerjunge mit viel Fantasie. Er will in die Fußstapfen seines Vaters treten, eines verdienstvollen Journalisten, den der Beruf das Leben kostete. Also sucht er das ungewöhnliche Ereignis und das Abenteuer, entdeckt Geheimnisse und geht Legenden nach – und damit so manchem mächtig auf die Nerven. 

Noah überspannt den Bogen, als er das veränderte Verhalten einiger kurzzeitig verschwundener Jugendlicher dem sinistren Wirken einer bösen Hexe zuschreibt. Und weil das noch nicht reicht, holt er im Zuge seiner eigenmächtigen Ermittlungen den kauzigen Eigenbrötler und Ex-Cop Gene Carruthers ins Boot, der gerüchteweise Frau und Kind ums Eck gebracht hat; gegeben wird dieser mit generöser Gelassenheit vom gut gealterten Mel Gibson.

»Monster Summer« ist der zweite Langfilm des US-amerikanischen Fernsehschauspielers David Henrie und entstand nach einem Drehbuch von Cornelius Uliano und Bryan Schulz. Der Nostalgiefaktor ist beträchtlich: mehr oder weniger harmonisches Kleinstadtleben in idyllischer Umgebung; Baseball spielende Freunde, die gemeinsam durch dick und dünn gehen; ein Baumhaus, in dem Pläne geschmiedet werden; Milch und Kekse auf dem Nachttisch. Fast kommt man sich vor wie auf Besuch bei den Waltons. Wenn da nur nicht diese Hexe wäre. Ohne viel Vertun nämlich stellt Henrie klar, dass dieser Monstersommer ernst zu nehmen ist, dass mithin sein Film keine psychologisch-metaphorisch verschwurbelte Coming-of-Age-Story darstellt, sondern auf die altehrwürdig überlieferten narrativen Traditionen von Märchen zurückgreift, um – tja, was nun? Kinder vermittels Schreckgestalten zum Gehorsam zu erziehen? Wohl eher, Kindern in der Auseinandersetzung mit Schreckgestalten ein Bewusstsein ihrer eigenen Fähigkeiten zu vermitteln. Es geht also um Selbstermächtigung. In Zeiten wie diesen, so Henrie, sei es notwendiger denn je, Geschichten zu erzählen, die Mut machen, sich der Finsternis entgegenzustemmen. Wohl wahr. Allerdings fragt sich, ob das vorliegende Exempel fürs Mutmachen am Ende nicht doch etwas zu zahnlos daherkommt. Allzu leicht fällt es, sich an Monster Summer als einem liebenswürdigen Kinderfilm zu erfreuen, dem die Charaktere wichtiger sind als Krach und Krawall und der sorgsam darauf bedacht ist, sein junges Zielpublikum nicht zu arg zu entsetzen. Henrie bleibt so zwar dem Märchenhaften treu, die gute Botschaft jedoch gerät dabei etwas ins Hintertreffen.

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