Kritik zu Mile 22

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In Peter Bergs Actionthriller ist Mark Wahlberg der Mann fürs Grobe: Als Leiter einer US-Spezialeinheit muss er einen Überläufer durch eine asiatische Metropole zum Flugplatz bringen

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»Mile 22« ist der vierte gemeinsame Film von Peter Berg und Mark Wahlberg. Aber während »Lone Survivor«, »Deepwater Horizon« und »Boston« auf realen Ereignissen basierten, handelt es sich diesmal um pures, fiktives Genrekino. Wahlberg spielt einen Eliteagenten, der einer streng geheimen Einheit des US-Geheimdienstes angehört. Mit dem maliziösen John Malkovich als Vorgesetztem ist sofort klar, dass hier nicht nach den üblichen Regeln gespielt wird. Tatsächlich sind Wahlberg und sein kleines Team die Männer und Frauen fürs Grobe. Allesamt bestens trainiert, hochintelligent und mit diversen Hi-Tech-Gadgets ausgerüstet, aber am Ende läuft es doch auf Genickbrüche und Kopfschüsse hinaus. Ein bisschen wirken sie wie die dreckige Version von Tom Cruises Crew aus den »Mission: Impossible«-Filmen – sie müssen ran, wenn es knifflig wird, und im Ernstfall wird die Regierung ihre Existenz negieren.

So auch beim aktuellen Auftrag: Wahlbergs Team soll in einer südostasiatischen Metropole einen Überläufer von der US-Botschaft zum Flugplatz transportieren. Die Strecke beträgt 22 Meilen, quer durch die Stadt, und an jeder Ecke lauern Killerkommandos. Zum Glück können die Agenten es in Sachen Kampfkunst locker mit Jason Bourne aufnehmen; tatsächlich wirkt »Mile 22« stellenweise wie ein »Bourne«-Film, nur eben aus der Geheimdienst-Perspektive. Die Ausgangssituation selbst erinnert an Richard Donners »16 Blocks«, in dem Bruce Willis als Cop einen Informanten durch New York transportieren musste, gejagt von korrupten Kollegen.

Jenseits der mangelnden Originalität zeigen diese Inspirationsquellen auch die politisch-moralischen Fragwürdigkeiten von Bergs Film auf. »Mission: Impossible« hat immer auch eine selbstironisch-anarchische Komponente, die »Bourne«-Filme ­erzählten von der Menschenverachtung der Geheimdienste, und »16 Blocks« war nicht zuletzt ein charaktervolles Buddy-Movie. Dagegen glorifiziert »Mile 22« den brutalen Zynismus seiner Helden als Notwendigkeit in politisch unübersichtlichen Zeiten. Wo Berg und Wahlberg in ihren vorherigen Filmen immer auch Männlichkeitsbilder und deren Klischees reflektierten, zelebriert »Mile 22« mit voller Überzeugung einen reaktionären Machismo. Männer sind cool fluchende und killende Muskelprotze, und wenn Frauen dazu gehören wollen, müssen sie es ihnen gleichtun. Charakter wird in Kadavergehorsam und selbstmörderischer Opferbereitschaft bewiesen.

Nicht einmal in den durchaus spannenden Actionszenen ist »Mile 22« wirklich originell. Berg recycelt vor allem Situationen aus seinen eigenen Filmen, insbesondere »Lone Survivor« und »Operation: Kingdom«, ohne je deren Wucht zu erreichen – weil sich alles in einem vollkommen belanglosen Kontext abspielt. Die Geschichte interessiert einen ebenso wenig wie das Schicksal der Figuren. Trotzdem wird am Ende, nach einer haarsträubenden Schlusswendung, eine Fortsetzung annonciert. Bleibt zu hoffen, dass Berg und Wahlberg sich eines Besseren besinnen.

Meinung zum Thema

Kommentare

Der Film war mega!
Ich finde es schade, wenn Filme runter gemacht werden nur weil einer Person die solche Beiträge schreiben darf vom Film nicht begeistert war!
Mark Wahlberg war total überzeugend und die Kampfszenen waren einfach nur klasse!

Bin ganz Kais Meinung. Die Kampfszenen waren beliebig und austauschbar, Wahlberg zeigte nichts als ein verbissenes kämpferisches Gesicht (mehr gab die Rolle auch nicht her) - von Hochbegabung keine Spur. Warum also wird das überhaupt erwähnt? Ja, und die Schlusswendung ist echt haarsträubend!

Dieser Film wurde für eine Klientel geschmiedet, die sich für Dauerballerei ohne nennenswerte Story erwärmt. Am schlimmsten ist der Schnitt, der jede Szene in Fragmente zerstückelt. Mit Montage hat dies nichts mehr zu tun.

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