Kritik zu Manta, Manta – Zwoter Teil

© Constantin Film

Volles Rohr ist vorbei. Bertie Katzbach, der Musterproll aus Hagen, ist 30 Jahre nach dem ersten Teil etwas unter die Räder gekommen. Lappen weg, Schulden, der Sohn aus der Art geschlagen. Aber es gibt noch den alten Manta

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Heute ist die Liebe zum Auto in den Händen der Spießer, Kleinbürger und Neureichen gelandet, die mit ihren überschweren, überbreiten und verbrauchs­aggressiven SUVs ästhetisch wie klimatisch Städte und Landschaft verpesten. Das war früher anders. Die Liebe zum Auto wurde durch die Schicht definiert. Studenten und Hippies fuhren Käfer oder Ente – liberté toujours –, der saturierte ­Eigenheimbesitzer fuhr seinen Daimler, ein Beamter einen Audi 80, ein Malocher einen Opel Kadett – und dessen Sohn einen Opel Manta. Wenn man’s mal idealtypisch vereinfacht. Die Manta-Manie war ein Underdog-Phänomen, und »Manta Manta« (1991) von Wolfgang Büld (der seine Karriere mit Punkdokus begonnen hatte) setzte dem ein Denkmal: Das entscheidende Autorennen am Ende tragen ein Mercedes 190 und ein Manta aus. Ein Manta konnte immerhin auf 135 PS getunt werden – und keine Frage, wer da gewonnen hat.

»Manta Manta« machte Til Schweiger als Bertie bekannt. Ihn heute anzuschauen, ist ein Retro-Erlebnis, es geht zurück in die Zeit der Föhn-Frisuren, der Schulterpolster und der Fuchsschwänze als Schlüssel­anhänger, als es Misswahlen gab und die »Bräute« dem ehrbaren Friseurinnenhandwerk nachgingen. Gut gealtert ist »Manta Manta« nicht, aber es macht durchaus Spaß, die Manta-Witze, die im Film aus dem Autoradio kommen, wiederzuhören: »Der kürzeste Manta-Witz? Steht ein Manta vor der Uni.«

Im zwoten Teil hat es Berti nicht mehr so mit dem Rumcruisen: Der »Lappen« ist weg, der ehemalige Rennfahrer hat auf Werkstattbesitzer umgesattelt, seine ehemalige Frau und Freundin (Tina Ruland) lebt mit einem reichen Schnösel (Moritz Bleibtreu) zusammen, Bertis Laden steht vor der Insolvenz. Sein Sohn, der bei der Mutter lebte, verkehrt in den falschen – reichen – Kreisen, immerhin weiß Tochter Mücke (Luna Schweiger), was eine Ratsche ist. Und dass Berti mit seinem illustren Team (zu dem auch Klausie – Michael Kessler – aus Teil 1 gehört) meist mit 
einem japanischen Kleinbus unterwegs ist – deutlicher kann man Geldsorgen nicht illustrieren. 

Til Schweiger ist immer dann am besten, wenn er, nun, eher eindimensionale Charaktere verkörpert. Als Underdog Bertie Katzbach ist er großartig – keiner hat so lustvoll wie er in den letzten Jahren die Zigarettenkippen in die Luft geschnickt und das Kaugummipapier auf den Boden geworfen. Lob der verkehrten Lebensweise. Es gibt eine zotige (»Flutschfinger«) und eine Fäkal-Einlage. Das ist für eine deutsche Grobkomödie erstaunlich wenig. Wettgemacht wird das durch eine großartige Szene, als Berti beim »Berufsorientierungstag« seines Sohnes von der Freiheit des Autofahrens erzählt. 

Den, wenn man so will, Klassenstandpunkt hat auch der zwote Teil nicht aufgegeben: die Underdogs gegen die Reichen. Bis zum finalen Rennen – der Manta aus dem ersten Teil ist natürlich auch dabei – dauert es allerdings eine geraume Weile mit allzu vielen Verästelungen und überflüssigem Slapstick. Aber dass Bertie es den Schnöseln, GTI- und Mercedes-Fahrern noch einmal zeigt, ist auch klar.

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