Kritik zu Logan: The Wolverine

© 20th Century Fox

Ist es sein letztes Gefecht? Hugh Jackman tritt noch einmal als Wolverine an – in einer Welt, die für Superhelden kein Herz  mehr hat

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Herrgott, Wolverine, dich so zu sehen, bricht mir das Herz«, sagt Boyd Holbrook als schurkischer Enforcer einmal höhnisch, und man muss ihm beipflichten. Der Superheld mit dem verschärften Haarwuchs und den ausfahrbaren Krallen (»Tut es weh? – Jedes Mal«) war einer von denen, die Anfang der 2000er Jahre den Comicboom im Kino so richtig in Fahrt brachten – als Kraftzentrum von Bryan Singers ersten X-Men-Filmen. Jetzt, nach vielen Einsätzen, zwei davon solo, geht es Wolverine sehr schlecht. In der nahen Zukunft, in der Logan spielt, sind die Mutanten praktisch ausgelöscht durch die Manipulationen eines Biotech-Unternehmens. Unser Held ist unter seinem bürgerlichen Namen als Chauffeur unterwegs, die Selbstheilungskräfte schwinden, die Augen machen nicht mehr mit. Noch schlimmer steht es um Logans Mentor Xavier (Patrick Stewart), über 90 und dement. Selbst wenn die Welt noch Verwendung für sie hätte, würden diese beiden nichts mehr reißen, scheint es. Bis ein stummes Mädchen auftaucht, hinter dem so viele Leute her sind, dass es wichtig sein muss.

James Mangold hatte in »Wolverine: Weg des Kriegers« den Superhelden- mit dem Samuraifilm gekreuzt. Bereits damals war ihm und seinem Star Hugh Jackman etwas besonders Düsteres vorgeschwebt, heißt es; bei der Fox wollte man sich allerdings auf eine höhere Altersfreigabe als den PG-13-Standard nicht einlassen. Inzwischen hat das Studio mit »Deadpool« einen Hit in diesem Segment gelandet, und das »Logan«-Team konnte sich seinen Traum erfüllen. Auf der Basis einer Comicserie aus den 2000er Jahren, eher monolithisch als ins Franchise eingepasst, entfaltet sich der neue Film als Mischung aus Western, Paranoiathriller und »Old Man Action«. Zwar entpuppt sich die kleine Laura, wie schon im zweiten Trailer zu sehen, als Wolverette, und es treten noch mehr eigenartig begabte Kinder auf. Aber mit der schönen Diversität der frühen X-Men-­Filme, mit all den schillernden Talenten, von denen jedes seine eigenen Spezialeffekte – ­Wetterleuchten, Frostglitzern, Morphing und Zeitlupen – mitbrachte, hat »Logan« wenig am Hut. Hier wird nicht gezaubert, hier wird nach Vorschrift massakriert, also geschossen und geschlitzt, mit derben Splattermomenten. Dazwischen entfaltet sich ein Mehrgenerationendrama, und es werden mit einigem Nachdruck akute Probleme angesprochen – Rassismus, Umweltzerstörung, die Herrschaft der Corporations.

Wenn man keine Comicverfilmungen mag, hört sich das vielleicht gut an. Aber es ist eine Verarmung im Vergleich mit dem Marvel Cinematic Universe, das gerade in »Doctor Strange« gezeigt hat, wie man das kindisch Entfesselte beiläufig mit Zeitdiagnostik  – der Superheld als digital wizard, die Welt als »Wisch« und Vorstellung – anreichert. Für eine Produktion wie »Logan« braucht man eigentlich gar keinen Superhelden. Und Filme über alternde Professionals, die sich in aussichtsloser Lage aufrappeln und für die Gerechtigkeit ins Zeug legen, hat es bessere gegeben. Einer heißt »Cop Land«. Er ist von James Mangold.

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