Kritik zu The Little Things

© Warner Bros. Pictures

In John Lee Hancocks (»Blind Side«, »Saving Mr. Banks«) neuem Film wachsen Denzel Washington und Rami Malek als gegensätzliche Ermittler zu einem Team zusammen

Bewertung: 2
Leserbewertung
3
3 (Stimmen: 2)

Der kurz vor der Pensionierung stehende Provinzsheriff Joe Deacon, genannt Deke, soll Beweisstücke zu einer Gerichtsverhandlung in L.A. bringen. Als er im L.A.P.D. bei den alten Kollegen vorbeischaut, wird klar, der müde alte Mann (dem Denzel Washington Gravitas verleiht) war mal eine Legende mit Rekordaufklärungsrate, bevor er sich nach Herzinfarkt und Scheidung aufs Provinzabstellgleis zurückgezogen hat. Was genau damals passiert ist, offenbart sich sukzessive aus eingestreuten Rückblenden. Aus dem unliebsamen Routinebehördengang wird eine ganz große Sache, denn Dekes junger Nachfolger Jim Baxter (Rami Malek) hat es gerade mit einer Mordserie zu tun, die frappierende Ähnlichkeiten mit einem ungelösten Fall aus Dekes Vergangenheit aufweist. Vom wortkargen Beobachter am Rande rückt Deke immer näher ans Zentrum der Ereignisse, die ungleichen Detektive wachsen zum Team zusammen.

Bekannt geworden ist John Lee Hancock mit den Drehbüchern für die Clint-Eastwood-Filme »Perfect World« und »Midnight in the Garden of Good and Evil«, Regie geführt hat er unter anderem schon bei »Blind Side« und »The Founder«. Hier verfilmt er ein Drehbuch, das er rund dreißig Jahre in der Schublade liegen hatte, was dem Film schon deshalb anzumerken ist, weil er in den 90er Jahren spielt, also vor der Omnipräsenz moderner Kommunikation und Forensik. Überhaupt herrscht hier eine angenehm altmodische Ruhe: Während Cops und Detektive sonst atemlos den Tätern hinterherhetzen, nehmen sie sich hier viel Zeit für Besprechungen beim Frühstück, Lunch und Dinner.

Wichtiger als die eigentliche Mordermittlung sind die Spuren, die die tägliche Berührung mit dem Grauen in der Psyche der Cops hinterlässt. Vor allem Denzel Washingtons Figur verströmt innere Ruhe und Bedachtsamkeit, die ein entferntes Echo seines »Equalizers« nachklingen lässt. Während um ihn herum Geschäftigkeit herrscht, hält er inne, beobachtet und lauscht. »Es sind die kleinen Dinge, die dich zerreißen«, sagt er einmal zu Jim, »es sind die kleinen Dinge, die dafür sorgen, dass du erwischt wirst.«

Mehr als die jüngeren Kollegen achtet er auf die Details, den Inhalt eines Kühlschranks, das letzte Mahl im Magen einer Leiche, eine Biermarke, die Wohnung gegenüber mit Blick auf den Tatort.

Nur leider ist Hancock als Regisseur nicht ganz so umsichtig. Er lässt viel Ungereimtes und Holpriges. Welcher Cop würde allein mit einem Serienmordverdächtigen in eine menschenleere abgelegene Wüstenpampa fahren, um sich den Standort einer Leiche zeigen zu lassen? Auch die Besetzung mit immerhin drei Oscarpreisträgern bleibt hinter den Möglichkeiten zurück. Während Denzel Washington solide Arbeit abliefert, wirken Rami Malek als von sich überzeugter junger Cop und Jared Leto als Psychopath im Charles-Manson-Modus, als würden noch Reste alter Rollen an ihnen kleben. Jede Geste, jeder Blick wirkt ausgestellt und in die Länge gezogen, und die Dialoge erscheinen bedeutungsschwer überladen. Das Versprechen, das in den kleinen Dingen liegt, kann der Film so leider nicht einlösen.

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