Kritik zu Knock Knock Knock

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Ist der achtjährige Peter ein fantasiebegabtes Kind oder hört er wirklich Stimmen aus der Wand seines Zimmers? Samuel Bodin zeigt die Schrecken der Kindheit als zwiespältigen Horrorfilm

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Ein Klopfen in der Wand seines Kinderzimmers lässt den achtjährigen Peter in der Nacht aus seinem Schlaf aufschrecken. Peter ist ein Einzelgänger, das haben die ersten Szenen des Films dem Zuschauer vermittelt, einer, der zudem von einem Mitschüler namens Brian fortwährend gehänselt wird und deshalb die große Pause lieber im Klassenzimmer verbringt statt auf dem Schulhof, für den ihm Brian neues Ungemach angekündigt hat.

Ein imaginärer Freund wäre für Peter also eine naheliegende Lösung, irgendwann hört er aus der Wand nicht mehr nur ein Klopfen, sondern die Stimme eines Mädchens. Sie rät ihm, was er gegen Brian unternehmen solle, damit dessen »bullying« endlich aufhöre. Dass Brian bei dem Schubs, den Peter ihm daraufhin versetzt, die Treppe hinunterstürzt und fortan an Krücken gehen muss, hatte Peter allerdings nicht beabsichtigt. Die Strafe folgt auf dem Fuß: ein Schulverweis und Hausarrest. Der sieht für den Vater allerdings so aus, dass Peter ihn angekettet in einem Kellerraum verbringen muss.

Überhaupt Peters Eltern: Die Mutter schiebt das Hören des nächtlichen Klopfens auf Peters blühende Fantasie, beflügelt durch das alte Haus, in dem Geräusche einfach dazugehören. Der Vater macht Ratten verantwortlich und streut mit Peters Hilfe Gift aus – dass dieses nach Zimt riecht, mutet schon etwas merkwürdig an. Und wenn die Eltern auf Peters Frage nach einem Halloweenkostüm dieses rundweg ablehnen mit dem Verweis auf ein Mädchen, das vor einigen Jahren an Halloween spurlos verschwunden sei, dann darf man sich als Zuschauer schon fragen, ob diese Begründung nur ein Vorwand ist. Dass die Eltern selbst dieses Mädchen auf dem Gewissen haben, suggeriert Peter die Stimme aus der Wand, die sich als seine Schwester vorstellt, von den Eltern hierher verbannt, weil sie (angeblich) ein Monster sei.

Der Film, dessen Handlung eine Woche vor Halloween beginnt und an diesem Tag selbst kulminiert, heißt im Original »Cobweb« – wie in einem Spinnennetz verfängt sich Peter immer mehr in den Einflüsterungen der Mädchenstimme aus der Wand. Dazu passt, dass in einer frühen Filmszene eine Spinne eine Rolle spielt. Leider bleiben solche Momente erzählerischer und filmischer Intelligenz (zu denen auch die Rezitation von Edgar Allan Poes »The Tell-Tale Heart« durch die Peter zugewandte Vertretungslehrerin gehört) umso mehr im Gedächtnis, als es dem Film insgesamt an Kohärenz mangelt. Mit den drei jungen Männern, die kurz vor Ende in Tiermasken das Elternhaus von Peter betreten, um hier Rache für den ebenfalls anwesenden, an Krücken gehenden Brian zu nehmen, und dann anfangen, alles kurz und klein zu schlagen, wird eher dem vermeintlichen Zuschauerbedürfnis Rechnung getragen, mitanzusehen, wie eine geheimnisvolle Macht Menschen überwältigt und tötet. Stattdessen hätte es mehr Sinn gemacht, bei den Eltern zu verweilen. So bleibt »Knock Knock Knock« am Ende in Erinnerung als ein Film, der seine durchaus interessanten Ideen nicht adäquat umzusetzen vermag.

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