Kritik zu Kinomann

© Kippelsteiner Filme

2020
Original-Titel: 
Kinomann
Filmstart in Deutschland: 
01.07.2021
L: 
90 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Matthias Ditscherlein porträtiert in seiner Doku Helmut Göldner, der mit seinem mobilen Kino durch die Dörfer und Kleinstädte Ostdeutschlands zieht

Bewertung: 3
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In einer der ersten Szenen des Films repariert Helmut Göldner einen alten TK35-Projektor, einen rotbraunen Kasten, irgendetwas ist an der Blende. Mit diesen Apparaten organisierten die Bezirksfilmdirektoren der DDR die sogenannte Landbespielung, mobiles Kino für die Dörfer und kleinen Orte, für den Einsatz in Sälen und draußen.

Helmut Göldner war einer der mobilen Filmvorführer. Nach der Wende, der Untertitel des Films deutet es an, machte er einfach weiter, besorgte sich das Equipment und wurde bei den (west-)deutschen Verleihern vorstellig. Bis heute fährt er mit seinem blauen VW-Bus durch die Gegend und organisiert Kinoveranstaltungen, mal eigenverantwortlich, mal im Auftrag von Gemeinden, für Dorffeste und andere Feierlichkeiten. Göldner lebt in Sachsen-Anhalt, im kleinen Ort Sieglitz – aber sein Radius reicht bis nach Lehnin.

Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war Göldner schon 75, und das Alter ist auch ständiges Thema dieses Films, der den Kinomann durchaus widersprüchlich zeigt. Denn sein Business funktioniert nur mit Hilfe seiner Frau und seiner Tochter, und gerade seine Frau konterkariert ganz gern seine Sprüche. Von denen er in diesem Film einige raushaut. Aber trotzdem kommt man nicht umhin, diesen Mann zu bewundern, in seiner Unermüdlichkeit und in seiner Leidenschaft für das Kino. Für Sequels habe er nicht so viel übrig, sagt er, das würde man bei »Fack Ju Göhte« sehen und »Jurassic Park« (was bei ihm wie Dscherussik klingt).

Aber vor allem ist der Film von Matthias Ditscherlein an der Haptik des Kinos interessiert und eine Ode an den 35-mm-Film (obwohl Göldner auch zwei digitale Projektoren besitzt). Göldner projiziert mit einem alten Ernemann-Projektor (Baujahr 1938!) aus seinem VW-Bus heraus, er spult um, prüft das Zelluloid, er schneidet, achtet bei einem Volksfest darauf, dass kein fremdes Licht auf die Leinwand fällt. Kinomachen ist auch harte Arbeit. Hoffen wir, dass es viele Nachfolger für Göldner gibt. Aber er will ja sowieso weitermachen. Bis 100.

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