Kritik zu Halaleluja – Iren sind menschlich!

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Was wird aus dem Culture Clash, wenn die Leute mal kapieren, dass sie ähnliche Interessen haben? In Conor McDermottroes Komödie erbt ein irisch-pakistanischer Junge einen Schlachthof und gründet eine erfolgreiche Kooperative

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Fleischgewordene Völkerverständigung: Mit diesem Slogan wirbt der Film und liegt gar nicht so falsch. Selbst wenn sich der Imam mit seinem rostroten Fusselbart als waschechter Ire entpuppt – es geht um Toleranz, Solidarität und eine Zukunft, die nur gemeinsam funktionieren kann. Die Utopie ist eine alternative Business-Coop ohne Beschränkungen. Zwischen Tattoos, Bauchtanz, moderner Architektur und einem Kreativbüro für Shirt- und Wandgestaltung finden die »Edelarbeitslosen« aus Sligo zusammen. Und da sie sich weder im Weg stehen noch miteinander konkurrieren, ist der Erfolg vorprogrammiert. Aber der Reihe nach.

Der junge Pakistani Ragdan ist vor den traditionellen Heiratsplänen seines Vaters ans Ende der englischsprachigen Welt geflohen und bei seinem Onkel in Sligo gelandet. Einer Gemeinde, nicht mehr ganz Dorf, aber auch noch keine wirkliche Stadt an der Westküste Irlands. Dort ist ihm bislang noch nicht besonders viel gelungen, außer sich in Maeve zu verlieben, mit seinen Freunden surfen zu gehen oder leer stehende Fabrikhallen zu besprühen. Da schenkt ihm sein Vater mal eben einen alten Schlachthof zum Geburtstag, den er in einen Halal-Betrieb verwandeln soll. Das ist so schwer, wie es klingt, und bringt einige Turbulenzen mit sich. Am Ende werden dort keine Rinder geschlachtet, sondern selbst bedruckte ­T-Shirts verkauft.

Conor McDermottroe erzählt seine Geschichte an der gesellschaftlichen Situation in Irland und den eindeutigen kulturellen Widersprüchen zwischen Christen und Moslems entlang. Doch er spielt geschickt mit den Klischees, statt sie zu reproduzieren. Es ist kein religiös motivierter Rassismus, den er aufs Korn nimmt, sondern Regelwerke, die sich schon lange von der Lebensrealität der Menschen entfernt haben. »Ich bin ein Rock-Moslem«, sagt Ragdan und öffnet sich ein Bier. Wenn es um geistvollen spielerischen Witz geht, kann sich McDermottroe auch auf Colm Meaney verlassen, das eigentliche Zentrum des Films, der mit seiner uririschen Art alle Blicke auf sich zieht und Roddy Doyles »Barrytown«-Trilogie ins Gedächtnis ruft. Wenn er betrunken vor dem Gatter kniet und die Kühe freilässt, um sich an dem verlogenen Schlachthofbesitzer zu rächen, ist das ein wunderbar stimmiges Bild irischer Vergeblichkeit.

Natürlich geht es in Gesellschaftskomödien immer um Beziehungen, darum, dass Menschen einander nicht verstehen und beständig aneinander vorbeireden. So auch hier, wenn Ragdan und Maeve zwischen Wut und Sehnsucht so etwas wie wahre Liebe finden, die Mullahs überprüfen, ob auf dem Hof wirklich halal geschlachtet wird, die Mitarbeiter Fleisch aber höchstens aus der Pfanne kennen und überhaupt Versprechungen gemacht werden, die niemand halten kann oder will. Die schrägen Charaktere sind durchweg sympathisch; selbst der böse, zielstrebige Vater aus Pakistan schwingt irgendwann die Hüften. Locker ist diese Komödie und trotzdem treffsicher. Schade nur, dass die Synchronisation sämtliche sprachlichen Unebenheiten glattbügelt. Man sollte den Film lieber im Original anschauen.

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