Kritik zu Feuerherz

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Selten hat ein schwacher Film so starke Reaktionen provoziert: Luigi Falornis Verfilmung des umstrittenen Bestsellers von Senait Mehari ist als das
Politikum der Berlinale 2008 in Erinnerung

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Der Film erzählt vom Schicksal eines Mädchens aus Eritrea, das in den achtziger Jahren für den Unabhängigkeitskrieg Eritreas gegen Äthiopien zur Kindersoldatin ausgebildet wird. Das offizielle Eritrea und ehemalige Wegbegleiter Meharis protestierten gegen Falornis Adaption, junge Menschen verteilten vor dem Berlinale-Palast Flugblätter, auf denen von »politisch gefährlichen Manipulationen « die Rede war. Falornis Film ist offiziell »frei nach« dem 2004 erschienenen Buch »Feuerherz« entstanden. Das klingt nach einer vorsichtigen Distanzierung, denn die Authentizität von Meharis angeblich autobiografischem Bericht wird angezweifelt. Dabei bestreitet niemand, dass im Eritrea-Krieg tatsächlich Kindersoldaten eingesetzt wurden. Der leidenschaftliche Streit hat den Film in den Fokus der Medien befördert. Es wäre schön, wenn das mit Laiendarstellern in der eritreischen Landessprache Tigrinya gedrehte Werk die Emotionen verdient hätte. Aber was der in München lebende italienische Regisseur Luigi Falorni (Die Geschichte vom weinenden Kamel) und seine Drehbuchkollegin Gabriele Kister zustande gebracht haben, kommt dem Drama, das der Film rekonstruieren will, in keinem Augenblick nahe.

Man weiß aus vielen Quellen, dass sogenannte Kindersoldaten in Afrika mittels perfider Gehirnwäsche in willige Killer verwandelt werden. Bei Falorni bleiben die Kinder lieb, der Krieg erscheint seltsam abwesend, und selbst die Gehirnwäscher, jedenfalls einige von ihnen, haben ein Herz für Kinder. Harmlos oder hilflos – mit dieser Bildersprache ist dem Thema nicht beizukommen. Die Schlichtheit des Films hängt mit seiner Erzählperspektive zusammen, »Feuerherz« versucht, Krieg mit den naiven Augen eines kämpfenden Kindes zu betrachten. Damit vermittelt Falorni dem erwachsenen Publikum wenig Erkenntnis. Junge Zuschauer erfahren immerhin, dass es einen Unterschied gibt zwischen Krieg spielen und echtem Krieg.

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