Kritik zu Falling Into Place

© Port au Prince

Schauspielerin Aylin Tezel gibt ihr Debüt als Regisseurin und Drehbuchautorin und entwirft ein melancholisches Porträt der »Generation Y«

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Den Titel »Falling into Place« kann man in etwa mit »schicksalhaft zusammenfügen« übersetzen. Auf die richtigen Fügungen im Leben warten die Hauptfiguren Kira (Aylin Tezel) und Ian (Chris Fulton) beide noch. Zufällig begegnen sie sich bei einem Aufenthalt auf der Isle of Skye, wo sie eine Nacht lang gemeinsam umherziehen, herumalbern und irgendwann anfangen, tiefgründige Gespräche zu führen. Obwohl sie sich zueinander hingezogen fühlen und die Begegnung sie noch lange danach beschäftigt, tauschen sie keine Kontaktdaten aus. Dass sie beide in London leben und oftmals nur Zufälle davon entfernt sind, sich wiederzusehen, ahnen sie nicht.

Fürs Erste stehen die jeweils eigenen Probleme an. Kira ist frisch von ihrem Freund getrennt und fragt sich, ob sie immer die falschen Menschen wählt. Beruflich hat sie das Gefühl, keine echten Chancen zu bekommen. Ian wiederum führt nach eigenem Wunsch eine offene Beziehung, ist damit aber eigentlich unzufrieden. Zudem fühlt er sich schuldig, weil er seine an Depressionen leidende Schwester seit Jahren nicht gesehen hat.

Schauspielerin Aylin Tezel kennen viele aus ihrer Rolle als »Tatort«-Kommissarin oder aus Filmen wie »Am Himmel der Tag« und ganz aktuell »Wochenendrebellen«. Bei »Falling into Place« spielt sie nicht nur eine der Hauptrollen, sondern gibt auch ihr Debüt als Regisseurin und Drehbuchautorin. Der in englischer Sprache gedrehte Film ist eine deutsch-britische Koproduktion. Tezel, die selber zwischen Berlin und London pendelt, entwirft damit ein melancholisches Porträt der heute Mitte/Ende Dreißigjährigen. 

Sowohl Kira als auch Ian, von Tezel und Fulton durchweg überzeugend gespielt, schweben zwischen dem Traum von Selbstverwirklichung (beide sind Künstler) und der Realität, in der vieles nicht so läuft wie erträumt. Und da ist die Suche nach Liebe mit all ihrer Schönheit und Grausamkeit. Beide spüren eine schwer zu definierende Sehnsucht; nicht nach Sex oder Knutschen, sondern einer anderen Form von Intimität und Nähe. 

Tezel kreiert für diese Themen eine fast quälend schöne, melancholische Stimmung. Gezeigt werden Aufnahmen vom verschneiten Schottland, dunklen Pubs und dem grauen, hektischen London, unterlegt mit verträumter Musik. Streckenweise wirkt der Film fast zu perfekt inszeniert, etwa am Ende, wenn, passend zum Plot, nicht mehr graues Wetter, sondern frühlingshafte Sonne das Setting bestimmen. Die meisten Szenen treffen die Gefühlslagen der Helden aber mit großer Zielsicherheit. Grandios beispielsweise, wenn Kira und Ian ausgelassen auf dem Küchentisch tanzen, ehe ein Notruf von Ians Familie die Stimmung zum Kippen bringt. Auch das immer wieder zur Sprache kommende Gefühl, als Erwachsener sein Leben nun im Griff haben zu müssen, dürfte vielen Zuschauer:innen bekannt vorkommen. Ob sich für Kira und Ian alles zum Guten wendet, lässt der Film offen; er schlägt zum Ende hin aber hoffnungsvolle, beinahe märchenhafte Töne an. Ganz so einfach ist es im Leben nicht immer, aber als Zuschauer:in kann man es genießen.

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