Kritik zu Eternals

© Marvel Studios

Beim Neustart des Marvel-Kino-Universums hat es geruckelt. Dabei hat Chloé Zhaos Film durchaus etwas Innovatives: Es geht divers und menschlich zu

Bewertung: 3
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

Es seien ja schließlich zehn Charaktere, diese Eternals mit ihren ganz unterschiedlichen Superkräften, dazu noch die gottgleichen Celestials und alles über einen Zeitraum von 7000 Jahren hinweg: So rechtfertigt Chloé Zhao, dass sie mit 2 Stunden 37 Minuten einen der längsten Marvel-Superhelden-Filme vorgelegt hat. In der Tat: Das wäre genug Stoff für eine Serie, in der jeder Eternal erst mal eine Vorstellungsfolge bekommen könnte. 

Es lasteten enorme Erwartungen auf dem Neustart des Marvel-Kino-Universums nach dem großen »Avengers: Endgame«-Finale. Dazu die große Frage, was Zhao, die einfühlsame Chronistin von Außenseiterexistenzen in Filmen wie »Songs My Brothers Taught Me«, »The Rider« und »Nomadland« überhaupt an einem Superhelden-Spektakel interessieren könnte. Wie geht das zusammen, die leise Menschlichkeit mit den knalligen Superhelden? Das dokumentarische Gespür mit den larger than life-Figuren?

Tatsächlich hat Zhao einen großen Teil der wirklichen Welt ins fiktive Universum gerettet. Das fängt schon bei der Diversität an, denn der Club der lange ausschließlich weißen Helden kommt hier voll und ganz in der multikulturellen Realität an, mit dem Afro­amerikaner Brian Tyree Henry, dem Koreaner Ma Dong-seok, der Mexikanerin Salma Hayek, dem Pakistani Kumail Nanjiani. Aber nicht nur Hautfarbe und Herkunft sind vielfältiger geworden, zum ersten Mal gibt es eine gehörlose Marvel-Heldin (gespielt von der gehörlosen Schauspielerin Lauren Ridloff), zwei Amazonen im reifen Alter und einen offen in schwuler Patchworkfamilie lebenden Superhelden (der auch auf Druck arabischer Länder wie Kuwait, Katar und Saudi-Arabien nicht neutralisiert wurde). 

Worum geht es? Vor 7000 Jahren schickten die Celestials zehn menschenähnliche Unsterbliche, die Eternals, vom Planeten Olympia auf die Erde. Ihr Auftrag: die Menschen vor den Angriffen drachenartiger Monster-Aliens, der sogenannten Deviants, zu schützen, sich ansonsten aber aus dem menschlichen Treiben herauszuhalten. So beginnt im schwindelerregenden Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit ein Ritt durch die Zeiten, von den Babyloniern bis zum indischen Gupta-Reich. Nachdem die Bedrohung überwunden schien, haben die Eternals ihren Verbund aufgelöst und sich unter die Menschen gemischt. Während etwa Sersi (Gemma Chan) als Altertumsforscherin im Londoner Nationalmuseum arbeitet, inszeniert sich der Pakistani Kingo als Bollywood-Star. Als eine neue Generation Deviants auftaucht, müssen sich die Eternals wieder finden.

Man spürt: Mehr als andere Regisseure interessiert sich Zhao fürs Leben jenseits der Heldentaten, für die Beziehungen zwischen Menschen untereinander und zu den Landschaften, in denen sie sich bewegen. Das heißt auch, dass sie, statt die Welt nachträglich per Greenscreen zuzuschalten, weitgehend an Originalschauplätzen gedreht hat. Schöner Kommentar von Marvel-Präsident Kevin Feige: »Ich wusste gar nicht, dass man das noch darf, rausgehen und an realen Orten drehen!« Nur werden diese emotionalen und lebensphilosophischen Momente immer wieder viel zu schnell mitgerissen vom Strom einer Erzählung, die alle großen Mythen der Menschheit mit dem Marvel-Universum verzahnt und im Zeitreisemodus durch die Jahrtausende hüpft.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt